PHOX – PHOX

PHOX

In einer Stadt, wo ein „Fahr mit deinem Traktor zur Schule“-Tag zu den Highlights zählt, gibt es, so würde man meinen, wenig zu tun. Die Rede ist von Baraboo im Westen Wisconsins, Heimat von PHOX. Das Sextett kennt sich seit der Highschool, driftete zwischenzeitlich auseinander durch weiterführende Schulen und Jobs, bevor man sich letztlich doch wieder in der Heimat traf und gemeinsam ein Haus bezog. Hier wurde das Fundament zum eponymen Debütalbum gelegt und jener Sound kreiert, der Schubladendenker vor Rätsel stellt.

Am ehesten nähert man sich PHOX anhand von Anhaltspunkten: Pop, Rock, Soul und Folk, vielleicht sogar ein wenig Americana stehen auf dem Speiseplan. Zwangsläufig im Mittelpunkt: Monica Martin, eine junge Frau mit fröhlicher, beseelter Stimme, die sich in fast allen Genres wohl zu fühlen scheint. Bestes Beispiel ist die aktuelle Single „Kingfisher“, ein liebreizender Folk-Pop-Track mit verspielten Strophen und einem frühlingshaft-verträumten Refrain. Die zarten Flötentöne beschwören ein gar kitschiges Naturidyll herauf.

Zuweilen bewegen sich die US-Amerikaner an der Grenze zum Kitsch, agieren aber bei allem (kalkulierten?) Risiko stets geschmacksicher. „Slow Motion“ schwebt in knapp fünf Minuten Spielzeit über jegliche musikalischen Betätigungsfelder, lässt verschrobenes Indie-Drumming auf liebreizenden Folk, sperrige Streicher und Dream-Pop treffen. Ähnlich allumfassend ist „Noble Heart“, das sich sogar gen Jazz und Caribbean wagt. Ungewohnte, zuweilen auch afrikanische Rhythmen halten immer wieder Einzug in diese Platte – siehe und höre das vorwitzige, beschwingte „Laura“. Zwischendurch lernen PHOX in „1936“ einer Colbie Caillat das Fürchten und stürzen sich mit dem sieben Minuten langen „Raspberry Seed“ in die Tiefen der Nacht.

Freilich haben sich, gerade Richtung letztes Albumdrittel, auch kleinere Schwächen in diesen mehr als 50 Minuten langen Einstand eingeschlichen. Nicht jede Idee zündet, manchmal wird es zuweilen seicht, und doch sind diese Beschwerden bestenfalls Peanuts. PHOX ist ein strammes, gut gelauntes Debütalbum gelungen, ein Brückenschlag zwischen Frühjahr und Sommer, der, etwas unüblich, kurz vor Herbstbeginn erscheint. Und doch hat die Musik der Herrschaften aus Baraboo, Wisconsin etwas Zeitloses an sich, eine Ausstrahlung, die (Jahres-)Zeiten überdauert. An dieser Band wird man noch viel Freude haben.

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PHOX
VÖ: 29.08.2014
Partisan Records (Rough Trade Distribution)

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