Maybeshewill – Fair Youth
Maybeshewill sind DIY-Experten. Zwar entstehen ihre Alben nicht mehr im eigenen Schlafzimmer, dafür kümmert man sich um die Aufnahmen und die Produktion weiterhin ganz alleine. „Fair Youth“ heißt das neue, vierte Studiowerk der zum Quintett angewachsenen Briten. Es ist dies ihre bislang positivste Platte und erweitert die Bedeutung dessen, was man unter instrumentaler Rockmusik versteht, schrittweise neu. Zwischen Kammer-Pop, vertrackten HipHop-Beats und unterkühlter Elektronik ist alles dabei.
Zwischendurch – und letztlich überwiegend – wird auf ‚klassische‘ Momente gesetzt, die aus Maybeshewill eine der populärsten Bands ihres Genres machten. Vielleicht ist der Titeltrack „Fair Youth“ das beste Beispiel für diesen Sound. Neben dem omnipräsenten, vorwitzigen Klavier, das bereits „I Was Here For A Moment, Then I Was Gone“ dominierte, treten Gitarren in wechselnder Intensität und Verzerrung, eine druckvoll agierende, alles zusammenhaltende Rhythmusabteilung, sowie feine Details von Glockenspiel bis Elektronik auf, um für viereinhalb Minuten den grauen Alltag vergessen zu machen.
Dieser kunstvolle Eskapismus wird im Fall der Briten zur Methode. „All Things Transient“ kreiert mit dem Aufeinandertreffen von schroffen Gitarren und Synthi-Understatement eine herrlich knisternde Atmosphäre, die jederzeit explodieren könnte. Derlei Explosionen finden sich in „Waking Life“ – ein kleiner Rocker-Aufstand inmitten eines durchaus balladesken, verträumten Arrangements. Wer es experimenteller mag, genießt die eingangs erwähnten HipHop-Beats zu Beginn von „In Amber“, die nach und nach vom Drumkit – eines von vielen Vintage-Instrumenten auf dieser Platte – absorbiert werden, wie auch das zart tänzelnde, vornehmlich von Tasten bzw. Tasteninstrumenten bestimmte „Asiatic“.
Der überbrandende Aha-Effekt des Vorgängers, so ehrlich muss man sein, fehlt dieses Mal, vielleicht gerade weil diese neue Platte so zugänglich, stellenweise regelrecht lieblich ausgefallen ist. „Fair Youth“ hätte möglicherweise ein paar Kanten mehr vertragen – Kanten, die sich mit zunehmender Spielzeit einschleichen, wenn sich schroffe Gitarren gerade gen Song-Mitte ihren Weg bahnen und aufdrehen, loslassen, überfordern. Letztlich handelt es sich hierbei um Nuancen, die vor allem nicht von einem ablenken dürfen: „Fair Youth“ ist eine weitere bockstarke Maybeshewill-Platte, an der man sehr lange Freude haben wird.
Fair Youth
VÖ: 22.08.2014
Superball Music (Universal Music)
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