Cold Specks – Neuroplasticity

Cold Specks

Der zweite Teil der Gänsehaut-Saga rückt näher. Was Al Spx unter ‚Doom Soul‘ versteht, ist eine düstere Endzeit-Variante des beseelten Genres, angereichert mit Elementen aus anderen musikalischen Bereichen. „I Predict A Graceful Expulsion“ brachte den Cold Specks-Sound erstmals einem größeren Publikum näher, danach arbeitete die junge Kanadierin unter anderem mit Moby und Swans zusammen. „Neuroplasticity“, so die vollmundige Ankündigung im Vorfeld, soll die Melange aus Soul, Gospel und Gothic noch weiter vertiefen und abstrahieren – und genauso ist es auch.

Diese neuen Extreme, wenn man denn so will, findet man zur Album-Mitte. Der Vorbote „Absisto“ passt ins Bild mit unterkühlter Stateless– und The xx-Ästhetik sowie überraschend rockigem Auftreten – ein beklemmender, schwerer Heavyhitter. „A Quiet Chill“ baut sogar Radiohead-eske Klänge ein, erinnert mit seinem wiederkehrenden, elektronischen Motiv entfernt an Portishead – bis das schlichte, gar liebliche Breakdown einsetzt und für einige wenige Sekunden ein wenig Soul-Pop Einzug hält in das ansonsten sehr düstere Universum der 26jährigen Kanadierin.

Rundherum schneidert Cold Specks gewohnt schwerfällige Kost. „A Broken Memory“ setzt die bereits bekannten elektronischen Klänge spärlich ein, lässt sich von einer Jazz-Trompete beinahe in die Knie zwingen. Im Gegensatz dazu: die zweite Single „Bodies At Bay“ – ein flotter, abermals beinahe freundlicher Track mit Post-Rock-Gitarren und verschachtelten Drums. Der Band-Sound ist eines der Highlights auf „Neuroplasticity“, lässt selbst von Soulwax-artigen Klang-Kaskaden torpedierte Monster wie „A Formal Invitation“ groß, übermächtig, überdimensional erscheinen.

Spx‘ hörbares Faible für Grace Jones ist immer wieder zu hören, am klarsten wohl im abschließenden „A Season Of Doubt“. Wenn die Kanadierin, umgeben von trostlosem (Free-)Jazz mit ihrer eigenen Grabesstimme im Duett singt, wähnt man die Meisterin selbst neben sich. Selbst in seiner (eklatanten) Kürze von 35 Minuten begeistert „Neuroplasticity“, weil an diesem Album kein Gramm Fett zu viel dran ist. Jede Idee funktioniert, jede Note sitzt, jede Wendung begeistert. Der Überraschungseffekt des Debüts fehlt zwar ein wenig, dank neuen, elektronischen Ideen und noch freierer Arrangierung ist aber auch der Nachfolger aus dem Hause Cold Specks ein uneingeschränkt empfehlbares Meisterwerk für Freunde der etwas anderen Soulmusik.

Cold Specks - Neuroplasticity

Neuroplasticity
VÖ: 22.08.2014
Mute (GoodToGo)

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