Eno • Hyde – High Life
Zwei Monate nach „Someday World“ melden sich Brian Eno und Karl Hyde mit einem weiteren gemeinsamen Album wieder. Eno spricht davon, nach der Fertigstellung der ersten Platten einen Lauf gehabt zu haben, und wollte unbedingt weitermachen mit neuen, bislang unerprobten Ideen sowie Vertiefungen bereits erarbeiteter Klangcollagen. „High Life“, so Hyde, setzt nun auf deutlich reduzierte Instrumentierung und basiert vornehmlich auf dem spontanen Zusammenspiel der beiden Musiker.
Die Highlights sind auf diesem Nachschlag allerdings rar gesät, wobei sich alleine für das über neun Minuten lange „Lilac“ der Kauf lohnt. Eno und Hyde setzen hier Solomotive sowie poppige Underworld-Variationen in Endlosschleife. Das Live-Processing der Gitarre gelingt besonders gut – man hört, wie sich Brian Eno auf den Output seines Mitstreiters einlässt, Effekte und Melodien rundherum schneidert. Mit herrlich entspanntem, geradezu kathartisch anmutendem Gesang verflüchtigt sich auch der letzte Zweifel, ob dieses ellenlange Stück Musik auch nur für den Bruchteil einer Sekunde langweilig werden könnte.
Solche Momente sind auf „High Life“ leider rar gesät, stattdessen dehnt das Duo das Afrobeat-Experiment „Time To Waste It“ bis zur Selbstzerfleischung aus oder dreht in „Moulded Life“ Fatboy Slim-Sounds mit Funk-Gitarre durch den Sequenzer-Fleischwolf. Selbst an das vorab veröffentlichte „DBF“ – eine Art 70s-Rock-Remix, abermals funky – muss man sich gewöhnen. Im ersten und letzten Track laufen Brian Eno und Karl Hyde dafür wieder zu gewohnter Form auf. „Return“ fällt zwar eine Spur zu lange aus, die sanften Britpop-Untertöne und die Aufbruchsstimmung gehen dafür ebenso unter die Haut wie das unterkühlte, nachdenkliche „Cells & Bells“.
Letztlich schwächelt in etwa die Hälfte des Albums, dehnt interessante Ansätze bis zur Unkenntlichkeit aus oder verrennt sich im eigenen Drang zum Experimentalismus. Wenn „High Life“ aber in die Gänge kommt und sich auf vergleichsweise gemäßigte, geordnete Klänge konzentriert, glänzen Eno • Hyde mit jener pointierten, cleveren Herangehensweise, die das Sammelsurium „Someday World“ zum Faszinosum machten. Künftige Kollaborationen sind nach wie vor höchst willkommen.
High Life
VÖ: 27.06.2014
Warp Records (Rough Trade Distrbution)