The Antlers – Familiars
Musik für Tagträumer, Weltenbummler und Berufsheiler: Aus Peter Silbermans einstigem Soloprojekt The Antlers mit zwei im eigenen Schlafzimmer aufgenommenen Platten ist längst eine Band, ein Trio geworden. Gemeinsam mit Darby Cicci und Michael Lerner wurden „Hospice“ und „Burst Apart“ erarbeitet, zwei faszinierende Platten, die sich wie Balsam auf durch ihre Umwelt geschundene Seelen legt. Dream-Pop könnte man das nennen, Ambient, vielleicht sogar Relax-Electronica – und doch fühlt sich alles gewissermaßen vertraut an. Die New Yorker sind eben „Familiars“, so auch der Titel ihres neuen Albums.
Alle neun Songs auf „Familiars“ verstehen die Kunst des Anpirschens, Verweilens und Becircens. Zeitlupenartig, minutiös werden die Tracks, von denen gerade mal zwei – und das auch nur ganz knapp – unterhalb der Fünf-Minuten-Marke bleiben, aufgebaut, breiten ihre Magie von Sekunde zu Sekunde stärker aus, intensivieren das Geschehen, ohne dass man es wirklich merkt. „Palace“, Opener und erster Vorbote in einem, steht exemplarisch für die ‚Taktik‘ dieser Platte. Geradezu fanfarenartig, beinahe aufs Unkenntliche ausgedehnt, erfolgt der Aufbau, majestätisch langsam und doch erhaben. Mit dem Einsetzen von Silbermans ätherischem, weltumarmenden Gesang – nebst Blechbläsern aus der Dose – wird einer von vielen Momenten der Vollkommenheit erreicht. Plötzlich scheint alles möglich, plötzlich ist alles eitel.
Diese Momente, dieses unvergleichliche Gefühl bleibt erhalten, will nicht weichen und brandet immer wieder auf. „Doppelganger“, „Surrender“, „Director“ – all das sind Songs, die den Übergang von der Unschuld des Frühlings zur warmen Wonne des Sommers zelebrieren, ausladende Indie-Pop-Klangteppiche mit singenden Gitarren, Folk-Ansätzen und kleinen Post-Rock-Crescendi anreichern. Über den Dingen steht ein Song wie „Hotel“, vergleichsweise kurz, geradezu sakral und überlebensgroß mit Stimmakrobatik, die selbst einen Chris Martin erblassen lässt.
Stetig reiten The Antlers auf einer Welle des Dolce Vita, stehen weit über den Dingen und lassen keinen schwachen, keinen langweiligen Moment erkennen. Im Gegenteil: Der fragile aber bestimmte Aufbau von „Familiars“ ist der Schlüssel zum überbrandenen Erfolg des Klangerlebnisses, mächtig, majestätisch, emotional. Eine gleichermaßen entspannte, unscheinbare, liebreizende und aufwühlende Platte wird man diesen Sommer, nein, vermutlich dieses Jahr nicht finden.
Familiars
VÖ: 13.06.2014
Transgressive Records / [PIAS] Cooperative (Rough Trade)
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