Rival Sons – Great Western Valkyrie
Ist die Zeit der großen Rockbands vorbei? Nur selten schaffen es heutzutage Künstler, sich den Stadionstatus vergleichbarer Vertreter der 60er bis 90er Jahre zu erspielen. Rein musikalisch hätten viele das Zeug dazu, darunter Rival Sons. Das Quartett aus Long Beach, Kalifornieren macht keinen Hehl aus seiner offenkundigen Vorliebe für Led Zeppelin. In ähnlich ausladenden und doch im Kern erdig-bluesigen Gefilden agiert auch das mittlerweile vierte Studioalbum „Great Western Valkyrie“; abermals über die ursprünglich als Krachmacher bekannten Earache Records veröffentlicht, abermals sich am Blueprint des guten, alten Rock’n’Roll orientierend.
Vertraute Rock-DNA hin oder her, „Great Western Valkyrie“ vermag Generationen zusammenzubringen. Neueinsteiger entdecken die Macht des Rock’n’Roll und das Schaffen der Veteranen für sich, während etablierte Rocker in Erinnerungen schwelgen und neue Riffs genießen. Der Sound: süffig, auf den Punkt, bissig. „Electric Man“ eröffnet mit einem schwülstigen Blues-Riff, die Amps auf Elf gedreht, Black Country Communion und The Black Keys, ja sogar Jack White lassen grüßen. Verdientermaßen im Vordergrund: das unmenschliche Organ Jay Buchanans – eine Stimme, die ihresgleichen sucht.
Pulsierende Rocker mit Aufbruchsstimmung zählen zu den leichtesten Übungen der Kalifornier. Und darüber hinaus? Souverän wie immer: „Open My Eyes“ steht stellvertretend für mehrere ausufernde Midtempo-Tracks mit bluesigen Untertönen und überlebensgroßen Soli. Scott Holiday entlockt seiner Gitarre gewohnt beseelte und doch unmenschliche Töne. „Rich And The Poor“ spielt mit Garage-Halb-Balladen und sexuellen Anzüglichkeiten, während „Secret“ zwischen brodelndem Auftritt und Orgel-Finale ausreichend Platz für Improvisationen über ein schlichtes wie eingängiges Motiv findet. Besonders krass wird es gegen Ende: „Destination On Course“ eröffnet mit Muse-Falsett und Slowhand-Gitarre, bevor sich die US-Amerikaner in ein experimentelles, entfernt an „Whole Lotta Love“ erinnerndes Finale stürzen. Fehlt eigentlich nur das Theremin.
Konnten Rival Sons mit ihren bisherigen Alben schon überzeugen, so setzen sie sich auf „Great Western Valkyrie“ endgültig selbst die Krone auf. Wie kaum eine zweite Band der Gegenwart trägt das Quartett die DNA des Hard bzw. Blues Rock in sich und versteht es, diese stets auf Neue faszinierend, relevant und bewegend zusammenzusetzen. Vor 40, 50 Jahren wären die Kalifornier eine dieser großen Stadionbands gewesen, heute backen sie unweigerlich kleinere Brötchen und schreiben dennoch gigantische Songs im Akkord. Besser waren Rival Sons bislang nie.
Great Western Valkyrie
VÖ: 06.06.2014
Earache Records (Soulfood Music)
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