George Ezra – Wanted On Voyage

George Ezra

Tobias Schacht mag seine Karriere mittlerweile zwar beendet haben, Jungen mit Gitarren gibt es aber nach wie vor in ausreichendem Maß. Einer von ihnen ist George Ezra, ein 21jähriger aus Bristol, dem die BBC ein großes Jahr vorausgesagt hat. Tatsächlich hat er mit „Budapest“ bereits einen Top-3-Hit in Deutschland zu Buche stehen – und das, obwohl der Singer/Songwriter mit einem Ohr für Indie, Folk und Blues eher für saisonal uncharakteristisch leise Töne zuständig ist. Mehr davon, wohl aber auch kleinere Experimente gibt es auf dem Debütalbum „Wanted On Voyage“ zu hören.

Natürlich ist eben jenes „Budapest“ an vorderster Front, gar an zweiter Stelle dabei, lässt den jungen Mann mit der tiefen, warmen Stimme gelegentlich gen Falsett-artige Klänge und Vokalakrobatik abdriften. Dezent eingesetzte Keyboards – bis auf das Schlagzeug hat Ezra sämtliche Instrumente selbst eingespielt – unterstreichen das Pop-Appeal dieses Tracks. Es letztlich ein unschuldiges, liebliches Liedchen, dem einige deutlich belebendere Tracks gegenüberstehen. „Cassy O'“, eine frühere Single, ist einer davon, wobei auch hier ein seltsam anmutendes, funkiges Break nicht fehlen darf – eine witzige Idee eingebettet in ein Meer an beschwingter Folk-Ursuppe.

Auch „Did You Hear The Rain?“ – jener Song, mit dem alles angefangen hat – darf nicht fehlen. Deutlich rockiger und härter, sympathisch schroff gibt er im Refrain den jodelnden Cowboy. Im Refrain des ansonsten sehr ruhigen „Leaving It Up To You“ wagt sich der junge Brite gar ans Falsett und ist nicht mehr wiederzuerkennen. Ebenfalls schräg: „Stand By Your Gun“, ein Synthi-Popper mit Pop-Disco-Charme und möglichst billigem Keyboard – muss man mögen, fällt ein wenig aus dem Rahmen und kann kaum mit der Klasse anderer Songs mithalten.

Besagte Powerhouses heißen „Over The Creek“, „Barcelona“ und „Drawing Board“, in denen sich Ezra zwischen Understatement und vergleichsweise nüchternem Auftreten dem Song an sich widmet. Verteufeln sollte man die poppigen Exkurse oder kleineren Experimente aber keineswegs, denn gerade diese machen „Wanted On Voyage“ sympathisch. Auf zwölf Songs – die Deluxe-Ausgabe beinhaltet vier weitere, durch die Bank feine Tracks – spielt sich der 21jährige frei und stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass er sich seine Vorschlusslorbeeren voll und ganz verdient hat. George Ezra, das ist mehr als nur ein unschuldiger Gitarrenspieler, der es nicht schafft, nach „Budapest“ zu reisen.

George Ezra - Wanted On Voyage

Wanted On Voyage
VÖ: 27.06.2014
Columbia Records (Sony Music)

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