Flood Of Red – Throw

Flood Of Red

Art Rock, Atmosphäre, progressive Kunst, Freiräume und viel Luft zum Atmen – die Musik von Flood Of Red wirkt unscheinbar, nimmt dabei kaum merkbar von Sekunde zu Sekunde mehr Raum ein. Die sechs Schotten gibt es bereits seit neun Jahren, neben widrigen Begleitumständen um den Release ihres Debütalbums „Leaving Everything Behind“ und einer über Myspace aufgebaute Fanbase war ihre bisherige Karriere von zahlreichen Aufs und Abs gekennzeichnet. Erstmals mit einem Labeldeal ausgestattet, bietet „Throw“ faszinierend weitläufige Musik mit Seele, Köpfchen und der einen oder anderen Überraschung.

Nein, leicht hatten es Flood Of Red bis jetzt nicht, und doch scheint ihre Musik ohne jegliche Anstrengungen über der Erdoberfläche zu schweben. Das Ziel, mit Gitarren, Bass, Schlagzeug und Keyboard Atmosphäre zu erzeugen, gelingt von der ersten Sekunde weg mit dem sachte fließenden Titeltrack. Geheimwaffe des Sextetts ist Jordan Spiers‘ Stimme, die ein wenig an jene von Rob Harvey (The Music, The D.O.T) erinnert – hell, vergleichsweiche hoch und glasklar. Wie eine heiße Nadel brennt sie unter den Fingernägeln der emotionalen Wahrnehmung. Dieser Auftakt, so ausladend er mit fünf Minuten Spielzeit auch ausfällt, ist bestenfalls Aufgalopp, Schaulaufen und deckt ein breites Spektrum von wärmendem Pink-Floyd-Prog hin zu einem fast metallischen, kakophonischen Abgang ab.

Man muss nicht erst auf den Text hören, um zu erkennen, dass die Schotten Geschichten erzählen wollen. Cineastische Arrangements treffen auf kleine Gesten und minutiös genauen, zaghaften Aufbau. „Part Truth / Part Fiction“ kombiniert abermals proggige, atmosphärische Klangflächen mit etwas härteren Abschnitten, „The Treachery (I Have Lost)“ perfektioniert diese Formel mit geradezu poppigen Momenten im Refrain, kraftvollen Gitarren und selbstbewusstem Auftreten. Direkt davor: „Ye Die, Ye Die.“, irgendwo zwischen Düster-Folk, ausladendem Prog-Rock und semi-apokalyptischem Weisheit angesiedelt – nicht nur gesanglich in etwa so, als hätte jemand The Music reaktiviert und die Tanzfläche gestohlen.

Schwache Momente sind auf „Throw“ nicht zu erkennen, selbst verhältnismäßig unauffällige Mittelstücke wie „Whispers And Choirs“ und „Lashes“ setzen auf kontinuierliche Aufbauarbeit und Liebe zum Detail. Neben den erwähnten Klassikern sind es Bands wie The Intersphere und Dredg, die sich in musikalischer Nachbarschaft zu den Schotten befinden. War „Leaving Everything Behind“ schon ein echter Leckerbissen, so toppen sich Flood Of Red auf ihrem Zweitling eindrucksvoll selbst. „Throw“ ist ein klassisches Kopfhöreralbum, ein Lehrstück in punkto Atmosphäre und Grandezza ohne auch nur ansatzweise den ausgelatschten Umweg über Pomp und Bombast zu nehmen. Auf dass die Karriere der Schotten künftig einen geordneteren Verlauf vernehmen möge.

Flood Of Red - Throw

Throw
VÖ: 27.06.2014
Superball Music (Universal Music)

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