Eugene McGuinness – Chroma

Eugene McGuinness

Ein Songwriter, ein Indie-Ästhet, ein Multitalent – 2007 veröffentlichte der heute 28jährige Eugene McGuinness seine erste EP und sprengte damit gängige Singer/Songwriter-Vorstellungen. Als fest in der britischen Alternative-Landschaft verhafteter Solokünstler nahm er in weiterer Folge drei Studioalben auf, davon eines mit seinem Bruder Dominic sowie weiteren Kollegen als Eugene + The Lizards. Dieses Mal, auf „Chroma“, ist er wieder ganz alleine unterwegs und tauscht die polierte Pop-Ästhetik des direkten Vorgängers gegen reduzierte Gitarrenarrangierung.

Mit dem Brustton der Überzeugung beginnt er dieses mutige Unterfangen: „Godiva“, zugleich Singleauskopplung, zeigt sich schroff, scharfkantig, übellaunig. Der Londoner Endzwanziger heult ein wenig, wechselt gelegentlich gen Kopfstimme und lässt sich von einem flotten, leicht punkigen Paul Weller-Arrangement tragen. Zweieinhalb Minuten dauert dieser Aufgalopp bloß, und doch sagt McGuinness in dieser Kürze alles Wichtige. Die Drei-Minuten-Marke wird kaum geknackt, einzig „All In All“ hebt sich in punkto Spielzeit deutlich ab. Für diesen Hybrid aus Beatles-Pop und Starsailor’scher Rührseligkeit darf es auch gerne schon mal ein Ecken länger gehen – tut nicht weh, wirkt vertraut, wiegt in Sicherheit.

Ist Eugene McGuinness eigentlich interessanter, wenn er für seine Verhältnisse die Sau rauslässt, oder wenn er auf feine Melodien setzt? Womöglich funktioniert die Kombination dieser beiden Spektren am besten, unter anderem in „Crueller Kind“, dessen Melodie dezent an die Anfänge von Foster The People erinnert, oder dem brodelnden „Heart Of Chrome“ mit Mando Diao-Untertönen. Dazwischen: große Refrains mit hohem Suchtfaktor („I Drink Your Milkshake“), Ambient-hafter Dream-Pop („Fairlight“), Rotz von der Stange („Amazing Grace“) und Post-Kinks-Schwulst („Deception Of The Crush“).

Nicht jede Idee geht auf, so manche Melodie, so manche Gesangslinie scheint sich zu wiederholen, und doch stört dieses punktuelle Braten im eigenen Saft kaum. „Chroma“, das ist Indie Rock der alten Schule, der sich dem großen Bruder Pop nicht so recht erwehren kann, vielleicht auch nicht unbedingt will. Für Eugene McGuinness sind diese 33 Minuten natürlich schroffer, natürlich rockiger als zuletzt, letztlich fühlen sich auf diesem vierten Studioalbum aber sowohl Gitarrenfreunde als auch Melodiefetischisten wohl.

Eugene McGuinness - Chroma

Chroma
VÖ: 04.07.2014
Domino Records (GoodToGo)

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