PUP – PUP

PUP

Kann man binnen 35 Minuten der internationalen Punk-Prominenz mit wachsender Begeisterung den Allerwertesten versohlen? Noch dazu mit Ferngruß? Die neuen Scenester kommen aus Kanada und wollen alles, nur keine Szene machen. PUP („Pathetic Use of Potential“) aus Toronto als reine Punk-Band zu bezeichnen, wäre allerdings falsch, aber um diese vier Herren zu erklären, muss man sie entweder live erlebt haben oder sich ersatzweise den längst überfälligen Deutschland-Release des eponymen Debütalbums sichern, das mit ein wenig Verzögerung über den großen Teich schwappt.

PUP sind alles und doch nichts, sind überall und scheinbar doch (im) Nirgendwo. „Guilt Trip“ eröffnet die Platte mit dissonanten Gitarren, hymnischen Vocals und geht nahtlos in einen packenden Refrain über, den man nach zwei, vielleicht drei Durchläufen bereits problemlos mitbrüllen kann. The Bronx lassen grüßen, zu einem gewissen Grad auch das uneheliche Kind der Weakerthans und der Queens Of The Stone Age. Letztere leben im anfänglichen Riff des direkt folgenden „Reservoir“ weiter. Es riecht nach Straße, nach aufbrechendem Asphalt und einem Wasserfall an Schweiß, der in kleinen Clubs und Jugendtreffs von der Decke tropft.

Markiger Punk mit zackig-hymnischen Untertönen – längst nicht alles, was dieses Quartett drauf hat. Ihre Stärken spielen die Kanadier Mitte des Albums mit einem wuchtigen Doppelschlag aus. Zunächst erinnert das verhältnismäßig brave „Never Try“ mit seiner fokussierten Melodie ein wenig an College-Rock, danach nehmen die Herren für „Yukon“ das Tempo vollends raus. Schwülstiger 70s-Rock trifft auf mächtige Blues-Einflüsse, erinnert an eine unheilige Mischung aus ZZ Top und Led Zeppelin (ja, das funktioniert tatsächlich).

Im Prinzip könnte man das gesamte Album als ein einziges, überdimensionales Highlight anführen, denn hier ist kein Gramm Fett zu viel dran, keine Note stört. Hymnische Indie-Perlen mit Post-Grunge-Gitarren („Cul-de-Sac“) funktionieren prima neben hibbeligen Strokes-Punk („Dark Days“) und dissonanten Höllenritten („Factories“). Klar, viel zu kurz fällt dieser Einstand aus, doch mit kräftiger Unterstützung der mittlerweile arg in Mitleidenschaft gezogenen Repeat-Taste lässt sich auch dieser Makel korrigieren. PUP debütieren eindrucksvoll, laut, eingängig, charmant, verführerisch, abstoßend und liebevoll zu gleichen Teilen. Mehr eierlegende Wollmilchsau, mehr Shape of Punk geht nicht.

PUP - PUP

PUP
VÖ: 11.04.2014
SideOneDummy Records (Cargo Records)

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