Gotthard – Bang!

Gotthard

Was war das für ein Schock, als Gotthard-Sänger Steve Lee 2011 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Auf einen Schlag hatten die Schweizer nicht nur ihr gesangliches Aushängeschild, sondern auch einen talentierten Songschreiber verloren, der gemeinsam mit Gitarrist Leo Leoni schon solche Hits wie „One Life, One Soul“, „Heaven“ und „Don’t Let Me Down“ verfasst hat. Gotthard aber ließen sich von einem solchen Schicksalsschlag nicht unterkriegen. Mit ihrem neuen Sänger Nic Maeder und dem tollen „Firebirth“-Album haben sie 2012 auch ihre härtesten Kritiker überraschen können. Nic Maeders Gesangsorgan harmonierte ganz hervorragend mit den neuen Songs, die im Vergleich zu den Vorgängeralben überraschend rockig intoniert waren. Ähnlich positiv setzt sich die Geschichte Gotthards auch 2014 fort, denn mit „Bang!“ wird ein weiteres überzeugendes Kapitel geschrieben.

Wer sich vor fünfzehn Jahren nach dem laschen „Homerun“ enttäuscht von der Band abgewendet und auch die dezent rockigeren Nachfolgescheiben links liegen gelassen hatte, der darf sich auf ein in weiten Teilen rockiges, teils sogar überraschend hartes Album freuen. Songs wie der Opener „Bang!“ und das nachfolgende, sehr wuchtige „Get Up ‚N‘ Move“ gehören spätestens seit „Firebirth“ glücklicherweise wieder zum Standardrepertoire der Band. Doch Gotthard gehen auf „Bang!“ sogar noch einen Schritt weiter und wecken mit „My Belief“ und dem ungewohnt düsteren, fast schon metallischen „What You Get“ wohlige Erinnerungen an „Dial Hard“-Zeiten.

Daneben kommen auch die Fans gemäßigter Klänge auf ihre Kosten – hier gehören die vorab als Single ausgekoppelte Melodic Rock-Nummer „Feel What I Feel“ und „Red On A Sleeve“ zu den Highlights. Eine besondere Stärke Gotthards waren seit jeher auch die ruhigen Klänge. „Bang!“ macht da keine Ausnahme, denn das melancholische „C’est La Vie“ und die ergreifende, Leo Leonis verstorbener Mutter gewidmete Orchesterballade „Thank You“ gehören ganz klar zu den besten Gotthard-Songs der letzten Jahre.  Beim letztgenannten Titel gelingt der Band sogar das Kunststück, trotz der stattliche Länge von elf Minuten zu keiner Zeit Langeweile aufkommen zu lassen.

Leider ist auf „Bang!“ aber nicht alles Gold, was glänzt, und so hätte man sich die schnöde Bluesrocknummer „Spread Your Wings“ mit ihren an P!nks „So What“ erinnernden Gitarrenriffs ebenso schenken können wie das belanglose „Mr. Ticket Man“. Besonders diesen beiden Songs ist es zu ‚verdanken‘, dass „Bang!“ kein absoluter Volltreffer, sondern ’nur‘ ein sehr gutes Album geworden ist. Letztlich ist dies aber Kritik auf hohem Niveau, denn Gotthard haben, wie schon bei „Firebirth“, bravourös unter Beweis stellen können, dass sie auch ohne Steve Lee in der Lage sind, den Glanz vergangener Tage neu aufleben zu lassen. Auf der nächsten Europatour, die die Band ab dem 30.10.2014 auch nach Deutschland führen wird, liegt es dann an Gotthard, ob sie diesen Glanz auch auf die Bühne transferieren können.

Gotthard - Bang!

Bang!
VÖ: 04.04.2014
G Records / PIAS (Rough Trade Distribution)

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