Brody Dalle – Diploid Love
Musikalisch war es um Brody Dalle im letzten Jahrzehnt relativ ruhig bestellt. Nach dem vorzeitigen Aus der Distillers heiratete sie Josh Homme (Queens Of The Stone Age, Them Crooked Vultures, Desert Sessions), wurde zweifache Mutter und veröffenlichte zwischen den beiden Schwangerschaften das Debütalbum ihres Projektes Spinnerette – eigentlich die perfekte erste Soloplatte, wie sie im Nachhinein festgestellt hat. Die gibt es dafür jetzt in Form von „Diploid Love“, wenig überraschend von Alain Johannes produziert.
„Diploid Love“, auch das überrascht nach Dalles Ausführungen kaum, ist die logische Fortsetzung des eponymen Spinnerrette-Einstandes. Soll heißen: treibende Rock-Riffs, Pop-Appeal und elektronische Untertöne. Wie sperrig und zugleich charmant diese Mischung sein kann, lässt sich anhand der ersten Single „Meet The Foetus / Oh The Joy“ nachhören. Eine betont schroffe Kombination aus Drum-Loop und Synthi zieht sich durch die Strophen, der Refrain blüht mit einer der besten Melodien dieser Platte förmlich auf, gesanglich durch Shirley Manson von Garbage und Emily Kokal von Warpaint unterstützt. In der zweiten Songhälfte dreht die zweifache Mutter mit Electro-Pop-Punk betont charmant am Rad. Gespenstisches Detail am Rande: Kurz nachdem Dalle „Meet The Foetus“ geschrieben hatte, fand sie heraus, dass sie mit ihrem zweiten Kind schwanger war.
Die ehemalige First Lady of Punk klappt sämtliche Scheuklappen auf und feuert packenden Song über packenden Song ab. „Underworld“ kommt am ehesten ihrer musikalischen Vergangenheit nahe mit seinem hektischen Garagen-Rhythmus und den breit aufgestellten Gitarren, die wiederrum von Blechbläsern im besten Tex-Mex-Stil unterstützt werden. „Blood In Gutters“ erinnert ein wenig an den verruchten Stoner-Sound ihres Gattens, während „Dressed In Dreams“ Garbage-Pop/Rock mit Wave-Charme in Reinkultur bietet, von uncharakteristischen Uptempo-Drums regelrecht zerfräst.
Auf „Diploid Love“ kommt zusammen, was eigentlich nicht zusammenpassen dürfte. Die epische, stellenweise pompös amutende Ballade „I Don’t Need Your Love“ funktioniert prima neben dem bratenden „Blood In Gutters“, das wiederrum hervorragend mit dem breitbeinigen Popper „Rat Race“ harmoniert. Viel von allem, wenig zu streichen – das erste echte Soloalbum von Brody Dalle macht locker da weiter, wo die Spinnerrette-Platte mit seiner kruden, eingängigen, unwiderstehlichen Mischung vor fast fünf Jahren ansetzte.
Diploid Love
VÖ: 25.04.2014
Caroline International (Universal Music)
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