Reptile Youth – Rivers That Run For A Sea That Is Gone
Party, Hedonismus, Dance-Punk – Mads Damsgaard Kristiansen und Esben Valløen, die beiden Mannen hinter Reptile Youth, sind nicht gerade dafür bekannt, einen feuchten Kericht auf Erwartungen und Hits zu geben. Dass sie, mal eben so im Vorbeigehen, trotzdem einige eben solcher schreiben, nimmt man dankend mit. Nach dem poppigen Debütalbum wollten die beiden Dänen nun die Energie ihrer Liveshows auf CD bannen. Herausgekommen ist dabei eine Platte mit dem unfassbar komplizierten Titel „Rivers That Run For A Sea That Is Gone“, der in seiner Komplexität gewissermaßen zum Sound des Duos past – und auch nicht.
Greifbar wird diese Mischung erst nach einigen Durchläufen, auch wenn die Zutaten für ein Hit-Stew klar vorhanden sind. Die Single „JJ“ ist auf rein musikalischer Ebene ein attraktiver Pop/Rock-Song mit hymnischer Electro-Schlagseite, der auch von Hard-Fi stammen könnte. Gräbt man etwas tiefer, stößt man auf Auszüge aus Mails zwischen Kristiansen und einem Fan, der seit 22 Jahren schwer drogenabhängig ist. „Brutal und schön zugleich“, nennt der Reptile Youth-Songwriter das Ergebnis, und trifft den sprichwörtlichen Nagel damit auf den Kopf.
Prunkstück dieser Platte ist das Mischungsverhältnis, die eindrucksvolle Bandbreite. Hier harmonieren vergleichsweise klassische Indie-Pop/Rocker Marke „Above“, die mit minimalem Electro-Einschlag durchaus Radio-Potential haben, mit abgedrehten Dance-Punk-Weisheiten wie „Colours“ (in den ruhigen Momenten sieht man Disco Ensemble vor dem inneren Auge die Bühne zerlegen). „We’re All In Here“ blubbert entspannt vor sich hin mit „E-Pro“-Vibe, in „Structures“ treffen bratende Gitarren auf Ambient-hafte Synthi-Melodien, bevor sich das abschließende „Diseased By Desire“ in bester Dúné-Endlos-Manier mit !!!-Habitus in einen Non-Stop-Rave hineinsteigert.
Eine schier unüberblickbare Masse an Referenzen prasselt auf den Hörer herein, doch diese umherschwirrenden Assoziationen können bloß als lose Gerüste und Zuordnungshilfen dienen, um den Sound von „Rivers That Run For A Sea That Is Gone“ einigermaßen greifbar zu machen. Hinter diesem ausladenden Titel stecken 48 Minuten Electro-Rock-Kauderwelsch mit Pop-Melodien und Punk-Attitüde. Reptile Youth bringen Hits an den Start, die keine sein wollen, sich ihres Schicksals jedoch nicht zu erwehren vermögen. Hibbelig, tanzbar, rockbar läutet diese Urgewalt den Frühling ein.
Rivers That Run For A Sea That Is Gone
VÖ: 07.03.2014
Internet Rec. (AWAL)
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