Milow – Silver Linings

Milow

Als smarter Singer/Songwriter mit Pop-Appeal ist der Belgier Milow längst Dauergast in den heimischen Airplay-Druckwellen geworden. „Ayo Technology“, „You Don’t Know“ und „You And Me (In My Pocket)“ rotieren nach wie vor, das eponyme Deutschland-Debüt und der betont fröhliche Nachfolger „North And South“ durften sich über Edelmetall freuen. Für „Silver Linings“ ging Milow nun nach Los Angeles, wo er Sound City-Luft atmete und vor Ort den Reset-Knopf betätigte, um sich live als weitestgehend anonymer Künstler ein kleines Publikum zu erspielen.

Milow nahm mit erfahrenen Studiomusikern, die unter anderem für David Bowie, R.E.M., Tom Petty, Beck und Norah Jones arbeiteten, auf, setzte echte Streicher ein und legte den Fokus auf eine Mischung aus Melancholie und metaphernreicher Sprache. Entsprechend ‚anders‘ klingt die erste Single „We Must Be Crazy“. Der Belgier wechselt im Refrain in hohe, selten eingesetzte Register, schlägt seine Gitarre nur sanft an und lässt die kaum vorhandene Instrumentierung von dezenten Streichern und einem markanten Loop gen Folk-Pop steuern. Dabei wäre vermutlich der Opener „Learning How To Disappear“ mit Pop/Rock-Band-Instrumentierung und Ohrwurm-Chorus die offensichtlichere Single gewesen.

Bloß: Von Offensichtlichkeit hält der 32jährige auf dieser Platte herzlich wenig, zumal der Star Backgroundsängerin Courtney Marie Andrews ist. Die junge Dame aus Seattle liefert sich im minimalistischen Folker „Echoes In The Dark“ ein bewegendes Duett mit Milow, das durchaus Americana-Roots aufweist. Auch im luftig leichten, an einen Hybrid an Gotye und Air erinnernden „Wind Me Up“ nimmt sie eine prominente Rolle ein. Potentielle Single-Kandidaten gibt es auf „Silver Linings“ zur Genüge, wobei einmal mehr auffällt, dass Milow keineswegs zwanghaft Hits zu schreiben versucht. „The Golden Hour“ hat das Zeug zum Straßenfeger, auch den angenehm an Jeff Buckley erinnernden Rausschmeißer „My Mother’s House“ könnte man sich im Radio vorstellen.

Ein dezidiert positiver Song hat sich doch eingeschlichen: In „Against The Tide“ ermutigt Milow bei frühlingshafter Melodie und Andrews‘ beschwingten Backings dazu, gegen den Strom zu schwimmen. Genau das macht der Belgier letztendlich auf „Silver Linings“. Die große Singer/Songwriter-Pop-Welle ist längst abgeflaut? Egal. Es muss ein weiterer Radiohit her, der sich auf Dauer in den Top 10 der Verkaufscharts fortsetzt? Der eine oder andere Song auf Milows neuer Platte hätte das Potential dazu, übers Knie gebrochen wird jedoch nichts. „Silver Linings“ ist calm, cool, collected und setzt auf folkige Wehmut – das bislang beste Album des Belgiers.

Milow - Silver Linings

Silver Linings
VÖ: 28.03.2014
Homerun Records / Polydor/Island (Universal Music)

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