Heisskalt – Vom Stehen und Fallen

Heisskalt

Chimperator, das steht längst nicht mehr nur für Cro und Die Orsons. Mit dem eigenen Department-Sublabel treibt man die eigene musikalische Öffnung voran. Elenka durfte sich bereits an kauzigem Electro-Pop versuchen, davor debütierten Heisskalt mit ihrer rockigen EP „Hallo – Mit Liebe gebraut“. Was vor einem Jahr noch mit gemischten Gefühlen aufgenommen hat, bewegt sich auf dem Debütalbum nun in eine bedingt erwartete Richtung. Das Quartett aus Stuttgart kehrt seine Post-Hardcore-Wurzeln hervor und vermischt diese mit emotionalem, intelligenten Indie Rock. „Vom Stehen und Fallen“ entpuppt sich als positive Überraschung.

Wer sich noch in der Sicherheit besagter letztjähriger EP wiegt, wird vom Opener „Das bleibt hier“ förmlich überrollt. Dissonante, zerrissene Gitarren schweben im freien Raum, von monoton-peitschenden Drums vorangetrieben, während Mathias Bloech mit einer kleinen Spoken-Word-Performance den avantgardistischen Charakter dieser ersten Momente unterstreicht. Nach eineinhalb Minuten schalten Heisskalt um, arbeiten sich über ein Post Rock-Riff hin zu einem versöhnlichen Finale mit mehrstimmigen Harmonien.

Die Stuttgarter sitzen zwischen den Stühlen und vermischen, was eigentlich nicht zusammengehören sollte. „Nicht anders gewollt“ ist so sehr Madsen wie es auch Hot Water Music sein könnte, „Identitätsstiftend“ hackt sich durch ausladende Strukturen, massive Breakdowns und ein weiteres dieser überlebensgroßen Post Rock-Riffs. Im völligen Kontrast dazu steht ein Song wie „Bestehen“, semi-balladesk instrumentiert, eine musikalische Karglandschaft mit Vocals und die richtige Reaktion, nachdem sich Heisskalt mit „Nicht gewinnen“ und „Gipfelkreuz“ ein wenig zu verheben, an der eigenen Melodieliebe zu scheitern drohten – nur für kurze Momente, die dafür den Gesamteindruck der jeweiligen Tracks ein wenig drücken.

Und doch nimmt man dem Quartett diese kleinen Ungereimtheiten nicht übel, denn dafür ist das ungestüme Debüt zu gut, zu mächtig, zu umtriebig. Im abschließenden „Zweifel“ treiben Heisskalt die Crux dieses Albums schließlich auf die Spitze, greifen zunächst ruhige Noten auf, üben sich an konstanter Steigerung und musikalischer Intensivierung, bevor der Song nach ein paar spitzen Schreien im derben Hardcore-Umfeld in media res abbricht. „Vom Stehen und Fallen“ ist alles andere als perfekt, hat seine Schönheitsfehler und gerät stellenweise schon mal ins Stocken, doch gerade diese Unvollkommenheit macht den Heisskalt-Einstand stark. Mit intelligenten Sollbruchstellen und eindrucksvoller Bandbreite von Indie über Post Rock hin zu abgetragenen Hardcore-Referenzen überraschen die vier Stuttgarter durchwegs positiv.

Heisskalt - Vom Stehen und Fallen

Vom Stehen und Fallen
VÖ: 21.03.2014
Chimperator Department (Sony Music)

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