Elli Ingram – The Doghouse
Eine neue, junge, rauchige Stimme erhebt sich aus Großbritannien, um demnächst den Rest Europas zu erobern. Die erst 20jährige Elli Ingram debütierte vergangenes Jahr mit ihrer EP „Sober“, die ihr unter anderem Vergleiche mit Amy Winehouse, Duffy und Adele einbrachte – wohl aber urbaner und dreckiger als zumindest die beiden letzteren Damen. Einen Major-Vertrag hat Ingram mittlerweile unterschrieben, die zweite EP mit dem Titel „The Doghouse“ ist nun erhältlich und entführt in eine obskure Klangwelt zwischen Soul, Jazz und deutlich experimentelleren Klängen.
Lead-Track ist der mit einem Video versehene Opener „When It Was Dark“, der mit einem Malcolm X-Sample zunächst auf eine falsche Fährte führt. Mit dem Einsetzen des wuchtigen Beats und Ingrams smoother, butterweicher Stimme nimmt die eigenwillige Aufnahme Form an. Das Sample wird geschickt in den jazzigen, rauchigen Soul-Track eingebunden, getragen von deplatziert wirkenden Trompeten und einer ähnlich entrückt auftretenden Künstlern. Zwar nerven die eingeflochten Vocal-Fetzen nach einiger Zeit ein wenig, dafür ist Gesamtkonzept clever genug, sodass man locker über diesen Makel hinwegsehen kann.
Bei den vier anderen Songs wechseln sich Licht und Schatten ab. Auf der Haben-Seite platziert sich „All Caught Up“ mit seinem verhältnismäßig modernen Beat, 70s-Soul-Pop-Einflüssen und Ingrams frei im weiten Raum schwebender Stimme. Das zarte Understatement des Rausschmeißers „The River“ kommt ebenfalls gut. Große Originalität darf man sich von dieser Variation einer klassischen Piano-Ballade zwar nicht erwarten, mit entspannt flowendem Drumloop und abermals gelungenen Vocals stimmen jedoch die Vorzeichen. Stärker ist da schon „Gangsta Blues“, mit seinen Polizeisirenen und Vocal-Samples abermals ein wenig überladen. Dafür fällt der gerappte Part positiv auf und platziert Elli Ingram als Multi-Threat.
Einzig im planlosen „C’Dawha“ vergreift sich die junge Britin komplett. Die Mischung aus Pitched Vocals, planlos umher irrendem Beat und ähnlich zusammenhangslos wirkendem Gesang lässt den Finger unweigerlich zur Skip-Taste schnellen. Nicht jeder Track mag funktionieren, nicht jedes Experiment glücken, doch die Art und Weise, wie Elli Ingram mit Soul-, Jazz- und Urban-Klischees umgeht, lässt experimentelle Ninja Tune-Klänge gen Mainstream steuern – eine überaus willkommene Entwicklung, zumal „The Doghouse“ ebenso eine talentierte Sängerin mit einigen potentiellen Ohrwürmern positioniert.
The Doghouse
VÖ: 26.03.2014 (DL-Single)
Universal Island Records
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