Coogans Bluff – Gettin‘ Dizzy
Nach ihrem eindrucksvollen Heavy-Prog-Funk-Exkurs „Poncho Express“ satteln Coogans Bluff den Esel ein weiteres Mal und eliminieren den ‚Rost‘ aus ‚Rostock‘ ein für alle Mal. Was aus ursprünglich für instrumentale Live-Performances entstandenen Jams vor zwei Jahren für ein bissiges Album umgearbeitet wurde, ist nun so etwas wie Alltag. Coogans Bluff gehen auf „Gettin‘ Dizzy“ in die musikalische Breite für kleine und große Überraschungen, wagen sich an Country-Exkurse und eine Cover-Version.
Bei besagter Neuinterpretation handelt es sich um „Heart Full Of Soul“ von den Yardbirds, ein gehaltvoller, entspannter Rocker mit Ohrwurmcharakter und damit Fortsetzung von „You And Me“ vom letzten Album. Coogans Bluff spielen den Track sauber, Jeff Becks Solo inklusive. Um sich zu diesem Monster mit der feinen Klinge vorzuarbeiten, muss man zunächst an zwei anderen Kraftpaketen vorbei. „Why Did You Talk“ ist mit seinen Blechbläsern und dem dezent angeteasten Prog-Funk-Vibe wesentlich typischer für den Sound des Quintetts und nicht minder eingängig. Der Titeltrack „Gettin‘ Dizzy“ ist das erste der Slow-Jam-Monster mit tiefen, bärbeißigen Zeitlupen-Vocals – ein verstörender wie sympathischer Effekt.
Zu den Highlights dieser Platte zählt das fast neun Minuten lange „Too Late“ mit seinem ellenlangen, instrumentalen Mittelteil – ein perfektes Beispiel für den Jam-artigen Charakter des Bluff’schen Schaffens. Gesang gibt es vornehmlich zu Beginn, dann toben sich die Instrumentalisten aus mit bluesigen Gitarrensoli, wuchtigen Drumrolls, Funk-Bassläufen und Bläser-Hedonismus. Das direkt darauf folgende Country-Experiment „Things I Could Do“ will nicht zum Rest des Albums passen, ist im Vergleich zum durchwegs verzichtbaren Abgang „Chicago“ wenigstens kurz genug, um ausgeblendet zu werden. Mit dem jeder Zappa’esken Beschreibung spottenden Finale verlieren die Rostocker jenes Publikum, das sie sich mit vergleichsweise geradlinigen Rockern wie „Money & Mess“ und „Her Tears“ zuvor erspielt haben.
Mit gleich zwei teils mächtigen Durchhängern mischt sich ein mehr als bloß schaler Beigeschmack unter dieses vierte Studioalbum. Was sich rundherum abspielt, funktioniert dafür: Coogans Bluff verzichten keineswegs auf die instrumentale Bandbreite mit Jam-Ausrichtung ihres letzten Albums, räumen auf „Gettin‘ Dizzy“ dafür ebenso straighten Rocksongs mehr Platz ein. Die Mischung stimmt, denn wuchtige, direkte Tracks wie „Why Did You Talk“ funktionieren perfekt neben dem wahnwitzigen „Too Late“. Auch wenn es qualitativ nicht ganz so ausgewogen wie sein Vorgänger sein mag, hat auch das neue Coogans Bluff-Album wesentlich mehr Licht als Schatten zu bieten und lässt auf entsprechend entfesselte Live-Shows hoffen.
Gettin‘ Dizzy
VÖ: 07.03.2014
Noisolution (Indigo)
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