The Animen – Hi!
Neue Rock’n’Roll-Helden braucht das Land. Im Falle des Falles werden auch Grenzgänger dankbar aufgenommen. The Animen kommen aus Carouge im Kanton Genf, eine sympathische Stadt im französischen Teil der Schweiz. Davon hört man herzlich wenig, denn musikalisch bewegt sich das Quintett zwischen klassischem Beatles-Sound, den Soul-Einflüssen der frühen Stones (und damit unter anderem Otis Redding) und der modernen, radiofreundlichen Rock-Schule um Mando Diao. Ihre Kräfte bündeln die Eidgenossen nun auf „Hi!“ – eine kleine aber feine Begrüßung.
Dieser Mando Diao-Sound lässt sich nicht zuletzt an der Stimmfarbe Theo Wysers festmachen, der in hibbeligen Rockern wie „Another Grey Crime“ und „Down In Oslo“ mit seinem rauen Organ gut gelaunte Standards aus längst vergangenen Zeiten veredelt. The Animen leben aber nicht von ihrem Sänger allein – die Schweizer sind richtig gute Songwriter. Besagte Redding-Einflüsse hört man vor allem im Opener „Harder Than Stone“ heraus – ein alles andere als für den Rest des Albums repräsentativer Song und damit eine nicht zu verachtende Einstiegshürde. Wysers Soul wird von vier hervorragenden Instrumentalisten getragen, die in den 60s locker Hallen hätten füllen können.
Musikalisch kommen The Animen also einige Jahrzehnte zu spät für die große Weltkarriere. Macht nix, das macht eine starke Platte auch nicht schlechter. „Hi!“ ist ein Album der Überraschungen, das ebenso Platz findet für eine folkige Singer/Songwriter-Nummer wie „Portrait Of An Artist“, die entfernt an Asaf Avidan erinnert, wie es auch einen witzigen Country-Rocker vom Schlag eines „My Pretty Ballerina“ zulässt. Im Vorbeigehen zeigt das Quintett The BossHoss, wie man dieses überstrapazierte Genre auffrischt.
Zwischenzeitlich streuen die Schweizer noch sympathische Rocknummern vom Schlag eines „Shake (On The Tabletops)“ und „The Road Taken“ ein, nur um sich nach 35 viel zu kurzen Minuten auch schon wieder zu verabschieden. „Hi!“ ist eine kurze Platte, die jedoch keine Fragen offenlässt. Schwachstellen gibt es keine, man erkennt kein Gramm Fett an diesem Einstand der fünf Schweizer. Der beseelte, treibende Rock’n’Roll steht The Animen ausgezeichnet, die kleine Zeitreise gestaltet sich unterhaltsam. Davon will, nein, muss man möglichst bald mehr hören.
Hi!
VÖ: 17.01.2013
Two Gentlemen (Rough Trade Distribution)
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