KMPFSPRT – Jugend mutiert
KMPFSPRT, das ist nicht etwa Musik für Vokalverweigerer. Hinter dem Quartett stehen unter anderem ehemalige Mitglieder von aufgelösten Größen wie Fire In The Attic und Days In Grief. „Das ist doch kein Name für ’ne Band“, fand man, und veröffentlichte im Mai 2012 eine erste EP mit genau diesem Titel. Seither war man Dauergast auf diversen Festivals und durfte sich von Rival Schools-Ikone Walter Schreifels mit Hot Water Music und Title Fight vergleichen lassen. Das Debütalbum „Jugend mutiert“ steht nun in den Startlöchern und wird seinen Vorschusslorbeeren gerecht.
Einen der härtesten Tracks des Albums kennt man bereits: „Musikdienstverweigerer“ mit Gastvocals von Frau Potz-Sänger Felix Schönfuss rotiert seit geraumer Zeit. Die Punk-Sounds des Quartetts driften hier gen metallischen Hardcore ab, die Post geht dieses Mal nicht nur als Präfix ab. Viel typischer ist jedoch ein Song wie der hymnische Opener „Nachtsicht“. Richard Meyers raue, bissige Stimme erinnert in Kombination mit melancholisch-melodischen Breitwandriffs stellenweise an Marathonmann und Turbostaat, der große Refrain hat beinahe so etwas wie Boss-Punk-Flair.
Zu den ruhigsten und gleichzeitig interessantesten Stücken zählt „Atheist“ mit seinem falschen Ende, dem behäbigen Aufbau und gelegentlich eingesetztem Klargesang. Viel direkter, viel bittersüßer wird es nicht – und wenn es mal zu rührselig wird, bügelt „Keiner von Millionen“ zusätzliche Falten in die zu enge Hose. „All My Friends Are Dads“ – der Turbonegro-Verweis findet sich bestenfalls im Namen, denn statt Arschraketen zünden KMPFSPRT Melodik-Granaten, die den von Schreifels mit seinen Vergleichen angedeuteten Übergang von Mall-Emo zu Post-Hardcore mitnehmen. Dass sich ein mehrstimmiger Faux-Berlin-Song mit „Gute Reise“ zum Schluss eingeschlichen hat – fast so etwas wie eine Persiflage darauf, dass die Herren nach allem, nur nicht nach Hauptstadt klingen.
Platte vorbei, alles eitel, Erwachsene werden zu Kindern, die „Jugend mutiert“. KMPFSPRT wollen so gar nicht aus ihrem musikalischen „Zuhause“ ausziehen, erinnern ein wenig an die Summe ihrer ehemaligen einzelnen Teile und deuten Deutschpunk an, ohne Deutschpunk zu machen. Stattdessen verstecken sich hinter dem Debütalbum des Quartetts elf bissige bis hymnische Songs mit Um-die-Ecke-denk-Texten, die sich mit charmanter Direktheit sowie jede Art von melodischer Rock- und Core-Musik abwechseln – revolutionär im Kleinen, erhaben im Großen.
Jugend mutiert
VÖ: 31.01.2014
Uncle M (Cargo Records)
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