Sea Wolf – Old World Romance
Es hat mittlerweile Tradition, dass Sea Wolf-Alben erst mit mächtig Verspätung in Deutschland erscheinen. Dass man sich überhaupt an den Platten von Alex Brown Church erfreuen kann, hat man DevilDuck Records zu verdanken, die bereits „White Water, White Bloom“ hierzulande auf den Markt brachten. Sein drittes Album erarbeitete Church zunächst alleine, bevor er sich die Unterstützung von alten Weggefährten holte und einen noch älteren Drumcomputer ins Homestudio ließ. Das Ergebnis, „Old World Romance“, ist eine Liebeserklärung der anderen Art.
Die alte Liebe ist Churchs Heimat Kalifornien, in die er nach langen Jahren in Montreal zurückkehrte. Für die nostalgische Ader des Singer/Songwriters ist es nach wie vor ein beängstigendes, hoffnungsvolles, weites, offenes Land, immer noch launisch, immer noch abenteuerlich. „Sein“ Kalifornien begrüßt der Sea Wolf mit „Old Friend“, getragen von melancholischen Gitarren und Drumcomputer, wobei letzterer langsam aber sicher in den Hintergrund rückt. Church beschreibt das Erlöschen der Lichter der Stadt und erinnert sich daran, durch die Parks gerannt zu sein.
Ganz so melancholisch bleibt es nicht, wohl aber ehrlich und direkt. „Kasper“ will von Verklärung nichts wissen, klingt mit den maschinellen Beats des Drum-Computers und den luftig-leichten Backings ein wenig nach britischer Gefühlsduselei. Noch stärker ist bestenfalls „Dear Fellow Traveller“, ein sympathischer Song zwischen Folk und Singer/Songwriter-Americana, behutsam aufgebaut mit akustischer Note. Church wechselt für wenige Momente ins Falsett, dann trägt ihn die Akustik-Gitarre forsch hinfort in neue Gefilde.
„Old World Romance“ ist ein weiteres Album, das echte Schwachstellen nicht kennt – sieht man von der mageren Spielzeit, die gerade so die 37-Minuten-Marke erreicht, ab. Wie es sich für Sea Wolf-Platten so gehört, fließen die Songs nahtlos ineinander, ergeben ein harmonisches Gesamtbild, das von artifiziellen Streichern in „Blue Stockings“ über smarten Power-Pop/Rock Marke „In Nothing“ bis zum kondensierten Abschieds-Pathos von „Whirlpool“ reicht. Man muss sich, erneut, bei zwei Parteien bedanken: bei DevilDuck für den Deutschland-Release und bei Alex Brown Church für ein weiteres Stück zeitlos schöner Musik.
Old World Romance
VÖ: 13.12.2013
DevilDuck Records (Indigo)
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