The KVB – Minus One
Es ist ein brachialer, schwer entstellter Wall of Sound mit Pop-Appeal und psychedelischen Untertönen, der aktuell den Underground der britischen Hauptstadt bereichert und nun endlich nach Deutschland rüberschwappt. The KVB, ein audiovisuelles Projekt um die beiden jungen Londoner Nicholas Wood und Kat Day, bietet tief in den 80ern verwurzelte Klänge, zwar gitarrengesteuert, wohl aber irgendwo zwischen New Romanticism, Post Punk und Psycho-Pop hängen geblieben. Entsprechend dicht gestaltet sich ihr neues Album „Minus One“, die bereits zweite Platte in diesem Jahr und dritte insgesamt.
Die hohe Output-Frequenz geht wohl zu Lasten der Spielzeit – das Album dauert keine 33 Minuten – bringt aber keinerlei qualitative Einbußen mit sich. Mit dem vielleicht stärksten neuen Song eröffnet das Duo. „Again & Again“ beginnt mit unverschämt schlichten Drums, die schnell von einem in der Echokammer versteckten Bass und den lakonischen Vocals von Nicholas Wood ins Nirgendwo entführt werden. Irgendwo zwischen Moon Duo und ruhigeren Killing Joke platziert sich dieser Track; zwischen poppigem Post Punk und schwer greifbarem Noise – die dazu gehörigen, bis zur Unkenntlichkeit entstellten Gitarren setzen erst nach eineinhalb Minuten ein.
Mit diesem Auftakt ist längst noch nicht alles gesagt, denn der vermeintliche kleine Bruder „Something Inside“ wartet bloß eine Türe weiter. Das Gitarrenmotiv wird intensiviert, im Quasi-Refrain wird der Noise-Anteil kräftig erhöht und mit einer Prise Shoegaze versehen. Einzige echte Herausforderung dieser Platte ist „Dominance / Submission“, eine Art New Order-Ursuppe für die Generation Post-Psychedelia. Irgendwann macht man sich auch diese Grinderman-Schleifen Untertan, nur um vom vergleichsweise poppigen Follow-Up „Kill The Lights“ endgültig verzaubert zu werden.
Einziger echter Makel bleibt unterm Strich die viel zu kurze Spielzeit dieses Albums. Natürlich ist die Output-Frequenz des jungen Duos beachtlich, doch endet „Minus One“ viel zu früh, wirkt dadurch beinahe unfertig, als wäre nicht alles gesagt. Was sich bis zum verfrühten Finale abspielt, unterhält dafür blendend. Wood und Day verstehen sich auf faszinierend verschrobenen Psycho-Noise-Sound mit unsittlichem Pop-Charme. Ihre Songs wollen keine Hits sein, sind es aber letztlich doch – wie bissige, unbefriedigte The Kills.
Minus One
VÖ: 22.11.2013
A Recordings (Cargo Records)
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