The Dark Tenor – Haunted Hearts
Die Idee, Popmusik mit Klassik zu vermischen, ist beileibe nicht neu. Rondo Veneziano machten es in den 80er Jahren vor und die Älteren werden sich sicher auch noch an die „Hooked On Classics“-Ausflüge des Royal Symphony Orchestra erinnern – von heutigen Erscheinungen wie David Garrett gar nicht zu reden. Über eine zeitgemäße Neuinterpretation der alten Meisterwerke geht es dabei jedoch nur selten hinaus. Eine dieser seltenen Ausnahmen stellt das neue Projekt The Dark Tenor dar. Der aus den USA stammende und in Berlin lebende Tenor, der sich hinsichtlich seiner Identität bedeckt hält, greift zwar wie üblich auf klassische Standards zurück, spinnt die Idee aber weiter, um schließlich einen ganz neuen Song daraus zu entwickeln – wie man an seiner Debütsingle „Haunted Hearts“ schon sehr gut sehen kann.
Wer sich etwas mit der Materie auskennt, wird die Melodieführung aus „Das Aquarium“ aus dem Karneval der Tiere von Camille Saint-Saens sehr schnell ausmachen können, wird sie doch schon zu Beginn des Songs aufgegriffen. Schon Augenblicke später setzt jedoch die Stimme des Tenors, der als Inspiration zu dem Projekt unter anderem die erfolgreiche TV-Serie „Game of Thrones“ angibt, ein, und „Haunted Hearts“ schlägt eine andere Richtung ein als erwartet. Im klassischen Strophe-Refrain-Muster nehmen die Popmusik-Anteile zu, die Klassik-Anteile ab und ein gewisser Filmmusik-Touch gesellt sich hinzu. „Haunted Hearts“ kann seine kommerzielle Natur nicht verleugnen, will das aber auch gar nicht. Obwohl es sich bei The Dark Tenor um ein durch und durch kommerzorientiertes Konsumprodukt zu handeln scheint, weiß die musikalische Qualität absolut zu überzeugen, zumal „Haunted Hearts“ nie zu sehr in die üblichen Kitschgefilde abdriftet, die den Klassik-Pop-Crossover-Sektor heutzutage dominieren. So leiten die zurückhaltend arrangierten Strophen in einen wirklich ergreifenden Refrain über, während im Hintergrund immer wieder die klassischen Zitate auftauchen, dabei aber nie die Führungsrolle übernehmen.
So ist „Haunted Hearts“ tatsächlich als gelungener Popsong mit leichten Klassikanleihen und als idealer Vorgeschmack auf das erst 2014 erscheinende Debütalbum zu bezeichnen, der das mystische Brimborium um den Interpreten, der schon im Dresdner Kreuzchor und in der Semperoper sein Stelldichein gab, gar nicht nötig hat. Ob es die B-Seite in Form einer schnöden Karaoke-Version des Songs allerdings wirklich gebraucht hätte, darf bezweifelt werden.
Haunted Hearts
VÖ: 08.11.2013 (DL-Single)
Trick Or Treat Records
The Dark Tenor @ Home | @ Facebook
„Haunted Hearts“ @ Amazon kaufen