Dream Theater – Live At Luna Park
Mit dem Ausstieg von Mike Portnoy wurden Dream Theater unfreiwillig aus ihrer Komfortzone gerissen, ein längeres Nachspiel und zahlreiche von Portnoy begonnene (und teils wieder begrabene) Projekte sollten folgen. Mike Mangini heißt der Nachfolger, mit dem sich die Prog-Legenden mehr als zufrieden zeigen. Kurz nach dem Erscheinen des ersten gemeinsamen Albums „A Dramatic Tour Of Events“ 2011, für das Mangini programmierte Drums neu einspielte und nur bedingt mit neuen Facetten versehen konnte, ging es auf eine ausgedehnte Welt-Tournee, die im August 2012 in Südamerika endete. Auf „Live At Luna Park“ sind die beiden Shows aus Buenos Aires zu sehen, zusammengeschnitten zu einem Konzertfilm mit erklecklichem Bonusmaterial.
Gleich zu Beginn fällt das scharfe, klare Bild der 140 Minuten langen Hauptshow auf, das jedoch mit einem zuweilen hektischen Schnitt zu kämpfen hat. Die Handheld-Kameras werden wohl Geschmackssache sein, bringen einerseits durch ihre spontane Natur zusätzliches Live-Feeling mit, tragen andererseits zur Hektik bei und sind nicht immer scharf. Dream Theater selbst zeigen sich hingegen ganz entspannt und eröffnen mit „Bridges In The Sky“, einem der besten Tracks ihres damals aktuellen Albums, in dem sich alle Mitglieder austoben können und auch das Publikum frenetisch mitsingt. Von den argentinischen Fans hört man jedoch wenig, die wurden im Mix etwas nach hinten verfrachtet.
Überhaupt ist der Mix wohl die einzig wirkliche Schwachstelle dieses Konzertfilms. Kann man sich an den unorthodoxen Schnitt noch gewöhnen, so hört man vor allem Gesang und Gitarre, während die restlichen Instrumente, zuweilen recht undynamisch, in den Hintergrund gemischt wurden. Wenn jedoch selbst dieser Makel nicht dafür sorgt, dass man nach ein paar Minuten abschaltet, dann muss eine wirklich gute Band auf der Bühne stehen – und die heißt nun mal Dream Theater, die vor Spielfreude geradezu explodieren. Vor allem Neuzugang Mike Mangini grinst hinter seiner eindrucksvollen Schießbude wie ein Honigkuchenpferd, wenn er nicht gerade typische Schlagzeuger-Grimassen schneidet. Das obligatorische Drum Solo kommt bereits an siebter Stelle und überzeugt von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ohne Zweifel ist dieser Mann der richtige für Dream Theater, wie man auf dem im Sommer erschienenen, eponymen Album nachhören konnte.
Die Setlist lässt kaum Wünsche offen. Alle Songs von „A Dramatic Turn Of Events“ sind zu hören – entweder im Rahmen des regulären Konzertes oder als Bonus -, die Balladen wirken klar und eindrucksvoll, was nicht zuletzt an den Streichern liegt, und die Songauswahl rundherum stimmt. Klassiker wie „The Test That Stumped Them All“, „The Root Of All Evil“ (mit Aufnahmen aus alten Monster-Film-Klassikern) und das abschließende „Metropolis Pt. 1“ enttäuschen nicht. Den größten Hit der Band, „Pull Me Under“ hat man sich hingegen als Bonus aufgespart – eine interessante und durchaus sinnige Entscheidung. Nimmt man das übliche Bonus-Material hinzu – eine Multi-Angle-Version von „Outcry“ sowie eine kleine aber feine Dokumentation, die unter anderem kurz auf die Rekrutierung Manginis eingeht – erhält man ein smartes, rundes Gesamtpaket.
Blendet man den suboptimalen aber nach wie vor vertretbaren Mix aus, kann man mit „Live At Luna Park“ wunderbar leben. Dream Theater zeigen sich in ihrem neuen Lineup eingespielt durch eine komplette Welt-Tournee. Die Songauswahl stimmt, die Mischung aus Härte und Balladen funktioniert, Klassiker und zum damaligen Zeitpunkt neues Material geben sich die Klinke in die Hand. Für Fans ist dieser Konzertfilm – erhältlich auf DVD, Blu-ray und im Deluxe-Paket auch als Audio-Dokument – ein Muss, für Dream Theater-Neulinge ebenso ein guter Einstieg.
Live At Luna Park
VÖ: 01.11.2013
Eagle Vision (Edel Music Distribution)
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