Morrissey – 25Live

Morrissey

2013 machte Morrissey vornehmlich Schlagzeilen mit Tourabsagen – im Frühjahr aufgrund einer schweren, beidseitigen Lungenentzündung, im Sommer musste Südamerika aufgrund von Finanzierungsproblemen auf die Präsenz des legendären Sängers verzichten. Zuvor gab er am 2. März, nur einen Tag nach einem gigantischen, ausverkauftem Hallenkonzert, einen seltenen, intimen Gig vor 1800 Zuschauern in der Hollywood High School. Die Performance wurde mitgeschnitten und erscheint nun als „25Live“, Morrisseys erster autorisierter Konzertfilm seit neun Jahren.

Ein Konzertfilm, das ist mehr als bloß eine Live-Performance. Zu Beginn werden Impressionen rund um das Venue gesammelt, Fans kommen zu Wort. Ein Schul-Konzert muss fast mit „Alma Matters“ beginnen, danach folgt mit „Ouija Board, Ouija Board“ ein zweiter, etwas schwächerer Song – ein irgendwie logischer und doch unerwarteter Auftakt. Was macht Morrissey hier? Er fühlt sich auf der Bühne zumindest sichtlich wohl, flirtet mit dem Publikum, nimmt sich Zeit für Ansagen und erklärt, dass man die Schule nie verlassen würde – schließlich lerne man das ganze Leben lang. Endet ergo dieses Konzert auch nicht, sondern zieht sich bis zum Tod?

So dramatisch ist es freilich nicht, denn mit einem grandiosen Triple bringt sich Moz auf Kurs. „Irish Blood, English Heart“, das bewegende „You Have Killed Me“ und eine geradezu entfesselte Darbietung von „November Spawned A Monster“ sorgen für steigende Temperaturen im Auditorium. Die Setlist ist eine Ansammlung von Klassikern, dem einen oder anderen Smiths-Song sowie versteckten Perlen. Mit „I’m Throwing My Arms Around Paris“ ist ein einziger Song vom immer noch aktuellen Album „Years Of Refusal“ dabei – reicht auch, dafür gibt es Leckerbissen wie „Still Ill“ und das Frankie Valli-Cover „To Give Is The Reason I Live“. Das Finale? Unter anderem mit „Everyday Is Like Sunday“, „Let Me Kiss You“ und dem unkaputtbaren „The Boy With The Thorn In His Side“. Morrissey bringt einen Jungen auf die Bühne, hebt ihn in die Luft und jodelt seine letzten Worte. Kurze Verbeugung, alles ist vorbei.

Wie sich das so gehört – Symbolismus, große Gesten und ein knapper Abschied, dazu musikalische Klasse. Vom holprigen Auftakt abgesehen, spielt Morrissey ein fantastisches Konzert, das ob seiner Intimität und dem nachfolgenden Leidensweg noch einen Tacken weiter aufgewertet wird. Das Bonus-Material ist nett, wirklich hängen bleibt einzig Morriseys Vorstellung durch den britischen Comedian Russell Brand, dem „Opening Act“, wenn man denn so will. Das 25jährige Solo-Livejubiläum wird mit einem starken Konzertfilm begangen, den man, nicht nur als Fan, im Schrank stehen haben sollte.

Morrissey - 25Live

25Live
VÖ: 18.10.2013
Eagle Vision (Edel Music Distribution)

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