Caviare Days – Caviare Days
Zwei Schwedinnen gefangen in den 60s: Caviare Days haben nichts mit Dekadenz und dicken Klötzen zu tun. Hinter diesem protzigen Namen stecken die Schwestern Lina und Maja Westin aus Gävle, die 60s-Garage-Pop mit Psychedelia und einer Prise Rock mischen. Was auf dem beigelegten Bildmaterial ein wenig nach Hippietum aussieht, schlägt sich auch in der musikalischen Ästhetik der beiden nieder. Dabei verstehen sich die Westins als Designerinnen, Regisseurinnen und Schöpferinnen einer eigenen visuellen Welt, eines eigenen Universums. Jenseits des daraus resultierenden Diskurses über Schein und Sein geizt das Debütalbum „Caviare Days“ nicht mit seinen Reizen.
Diese spezielle, sympathische Form von schwedischem Hippie-Pop überzeugte offensichtlich auch Mats Björke (Mando Diao), der sich um die Produktion des Erstlings kümmerte. Über „The Awakening“ – der erste Song, den die Schwedinnen zusammen schrieben – rutscht man etwas ruppig und doch problemlos in das Album hinein. Die Gitarren zu Beginn haben eine überraschend okkulte Schlagseite, wobei sich diese Düsternis nicht nur durch diesen Track zieht, sondern wohl als psychedelische Begleiterscheinung zu verstehen ist. Die beiden Schwestern singen immer wieder gemeinsam, lassen ihre Stimmen regelrecht ineinander fallen und kombinieren Fleetwood Mac-Harmonien mit skandinavischer Kälte.
Echte Popsongs darf man sich von den Damen nicht erwarten, wohl aber unverschämt eingängige Musik mit verkapptem Hitfaktor, den man erst nach mehreren Durchläufen registriert. So geschehen beispielsweise in „When The Light Is Breaking“, das mit seinen sich selbst überschlagenden Drums und den weinerlich heulenden Gitarren ein echter Anti-Happy-Song ist. „Who Deprived You Of Your Smile?“ ist der perfekte Hippie-Popper mit sympathischem Doors-Einschlag, während die Pseudo-Loops im Intro der Radio-Single „Speed Of Sound“ ungewohnt modern klingen. Dass sich Caviare Days nach nur wenigen Sekunden auf schwülstige Düsternis, Vocal-Harmonien und – etwas befremdlich – ein House-Piano im Breakdown stürzen, überrascht nicht.
Ausgestattet mit ordentlich Bonus-Material und keinem wirklichen Durchhänger, schreiten Caviare Days selbstbewusst durch ihr Debütalbum mit beängstigendem Selbstverständnis. Lina und Maja Westin wissen genau, wo sie hinwollen, und haben die Philosophie rund um ihre Musik hörbar verinnerlicht. Dass diese an sich auch passt, ist mehr als nur ein netter Nebeneffekt. „Caviare Days“ ist ein okkult angehauchtes 60s-Pop-Album mit Garagen-Attitüde und – hier kommt der Clou – keinem Gramm Okkultismus. Teufelsakkorde finden Platz, Teufelsanbetung wird überbewertet; eine sympathische Platte für Junggebliebene und Zeitreisende.
Caviare Days
VÖ: 11.10.2013
label259 (Rough Trade Distribution)
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