Justin Timberlake – The 20/20 Experience (2 Of 2)
Wer es sich leisten kann, gleich zwei Alben innerhalb von sechs Monaten zu veröffentlichen, muss zwangsläufig zur elitären Kategorie der Superstars gehören. Auf Multitalent Justin Timberlake trifft diese Bezeichnung ohne Wenn und Aber zu. Nachdem er mit „The 20/20 Experience“ und seinen beiden Hitsingles „Suit & Tie“ sowie „Mirrors“ im März ein furioses Comeback hinlegte, kündigte er schnell Teil 2 seines Erfolgsalbums an, das nun Ende September unter dem Titel „The 20/20 Experience (2 Of 2)“ den Weg in die Läden findet. Ähnlich wie sein Vorgänger bietet es einen gelungenen Mix aus RnB, Pop und Dance, kann jedoch hier und da auch mit ungewohnten Beats überraschen.
Gleich zu Beginn swingt sich der 32-jährige US-Amerikaner mit dem schwungvollen „Gimme What I Don’t Now (I Want)“ in die Herzen der Hörer. Bereits hier wird ein unglaubliches Ohrwurmpotenzial entfaltet, das sich durch den Großteil der insgesamt elf Tracks (Standard-Version) zieht. Dass auch diesmal wieder Timbaland bei dem ein oder anderen Song seine Finger im Spiel hatte, merkt man spätestens beim verspielten „Cabaret“ mit seinen charakteristischen Shouts im Hintergrund. Hier fungiert Drake als durchaus souveräner Feature-Act mit seinem Rap-Part im Mittelteil. Orientalisch angehaut präsentiert sich dagegen das mit Jay Z dargebotene „Murder“, das vor allem dank des hitverdächtigen Refrains und des instrumentalen Bombasts zu überzeugen weiß.
Wer sich abseits des Rhythm & Blues für andere Facetten des Ex-‚N Sync-Mitglieds interessiert, dürfte besonders bei der rockigen Countrynummer „Drink You Away“ sowie dem vom Stimmverzerrer dominierten „Only When I Walk Away“ auf seine Kosten kommen. Für ganz besondere Stunden eignet sich das romantisch angehauchte „You Got It On“, für das sich Timberlake ganz offensichtlich der D’Angelo’schen Stöhn- / Kreischkombination bedient hat. Als absolutes Highlight stellt sich jedoch das voller Herz- und Weltschmerz vorgetragene Klagelied „Amnesia“ heraus, das im Schlussteil einen leichten Tempowechsel erfährt und mit dezenten RnB-Beats spielt. Den Rausschmeißer repräsentiert mit „Not A Bad Thing“ ein klassischer Gitarren-Popsong mit erneut eingängigem Rhythmus und leichter, jedoch keineswegs seichter Melodie. Nachdem die letzten Akkorde verklungen sind, sollte sich der geneigte Fan jedoch noch ein wenig gedulden, bis er die Stop-Taste benützt, denn mit dem Hidden Track „Pair Of Wings“ überrascht Justin mit einem astreinen Unplugged-Song, der mit seinem minimalistischen Aufbau bestehend aus Akustikgitarre und hintergründigen Streichern eine wahre Gänsehautatmosphäre schafft.
Abgerundet wird das Ganze durch die beiden Singles „Take Back The Night“ und „TKO“, die das Album musikalisch perfekt charakterisieren. Für ein paar Euronen mehr gibt es die Deluxe Version mit den RnB-Titeln „Blindness“ sowie „Electric Lady“, denen man einen gewissen Chillout-Faktor nicht absprechen kann. Wie bei Teil 1 von „The 20/20 Experience“ setzt Justin Timberlake auch hier auf die Extra Large-Strategie und liefert pro Song zwischen viereinhalb und annähernd zehn Minuten Hörgenuss ab. Auch wenn dieser Effekt bei manchen Tracks nicht hundertprozentig zur Geltung kommt, tut dies der musikalischen Genialität des Entertainers absolut keinen Abbruch. Mit seiner wandlungsfähigen, dem jeweiligen Genre zugeschnittenen Stimmfarbe sowie seiner ultralässigen Art schafft er es einmal mehr spielend, Fans wie Kritiker gleichermaßen in seinen Bann zu ziehen. Verglichen mit „1 Of 2“ kann man zudem eine nochmalige qualitative Steigerung konstatieren, die sich besonders im Variantenreichtum der Songauswahl niederschlägt. Der schier unglaubliche Erfolg, in einem Jahr mit gleich zwei neuen Alben weltweit Spitzenplätze zu belegen, dürfte angesichts dessen nicht aufzuhalten sein.
The 20/20 Experience (2 Of 2)
VÖ: 27.09.2013
RCA Records (Sony Music)
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