Architect – Mine

Architect

Als IDM-Baumeister ist Daniel Myer seit mittlerweile 15 Jahren unter dem Pseudonym Architect tätig. Seinen Durchbruch hatte der Leipziger durch die Zusammenarbeit mit Alan Wilders Recoil, die ihm eine gemeinsame Tour sowie einen Remix für Depeche Mode einbrachte. Auf dem mittlerweile sechsten Album „Mine“ bewegt sich Architect irgendwo zwischen IDM, Ambient, Electronica und einer Prise TripHop, unterstützt von Ben Lukas Boysen, Paul Kendall, Comaduster, der ungarischen Sängerin Emese Arvai-Illes und vielen mehr.

Besagter Comaduster ist in einer zweiten Version von „Altitude“ mit Vocals zu hören (der ursprüngliche Opener fällt rein instrumental zwischen entspannten Ambient-Klängen und einem Hauch TripHop- bzw. Dubstep-Moderne aus) und verleiht diesem Track zusätzlichen Tiefgang. Der Gesang wirkt verloren, mit sich selbst nicht im Reinen und durch eben jene leidende Untertöne so spannend, zumal der Song in dieser Version eine Spur intensiver programmiert wurde. Alleine der intime, beseelte Part nahe der Vier-Minuten-Marke rechtfertigt den Kauf von „Mine“.

Natürlich hat das Album wesentlich mehr zu bieten, darunter das verstörende TripHop-Spektakel „Closer“ mit Tricky-Vibe und schwerfälligen Vocals. „Hummingbird“ erinnert an die jüngere Massive Attack-Vergangenheit und wirkt zerbrechlich, kaum überlebensfähig – Stateless lassen grüßen. „Immaterial“ mit seinem semi-akustischen Auftakt, der von kaputter Bass-Programmierung und geradezu schmerzenden Tiefen förmlich zerlegt wird, steht ebenso auf der Habenseite. Hier hoppeln und bouncen die Sequenzer, während butterweiche Vocals nach Sonne und, abermals, Massive Attack klingen.

Auch ohne (groß angelegte) Vocal-Parts tobt sich Daniel Myer für den geneigten Hörer lohnenswert aus. „Neverending“ lebt von seinem pulsierenden Synthi-Teppich, das siebeneinhalb Minuten lange „Set My World On Fire“ von Verfremdungseffekten, minimalen Backings und entschleunigtem Drum’n’Bass-Vibe. Hat man sich erst einmal in „Mine“ reingehört, bleiben keine Fragen offen. Selbst wenn gerade die instrumentalen Nummern anfangs nicht so recht zünden wollen, nach ein paar Durchläufen lässt man sich getrost fallen in geradezu epische Klanglandschaft. Myer hat es einmal mehr geschafft, eine Architect-Platte ohne hörbaren roten Faden zu basteln, die in ihrer Gesamtheit dennoch und – vor allem – dauerhaft hängen bleibt.

Architect - Mine

Mine
VÖ: 20.09.2013
Hymen Records (Soulfood Music)

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