Fiddler’s Green – Winners & Boozers
Deutschlands Iren kommen aus Erlangen, machen seit mittlerweile 23 Jahren Musik und legen nun ihr dreizehntes Studioalbum vor. Dabei avancierte das Kleeblatt für Fiddler’s Green zu weit mehr als nur zu der Bühne ihres Speedfolk. Ein Glücksgriff zur Wegbereitung und Prägung des punkigen Folk-Rock, der heute spielend alles vom Metaller bis HipHoper und Andersgläubigen einzufangen versteht. Weder Konkurrenz noch Kritiker hat das Sechsgestirn zu fürchten, schließlich beherrscht es sein Handwerk seit jeher. Trotzdem wird es „Winners & Boozers“ nun schwer haben.
Denn nicht ohne Grund war der Vorgänger „Wall of Folk“ die kommerziell bisher erfolgreichste Darbietung. Eine abgefeierte Party Packung erster Güte. Kurz die Live-Scheibe zur Akustiktour eingeschoben, ehe man jetzt wieder die Stromgitarren zur Hand genommen hat. Kein Zweifel entsteht hinsichtlich der gewohnten Gangart, wie zwei trinkfeste Vollgas Nummer zu Beginn, „A Night in Dublin“ sowie „A Bottle A Day“, ohne Umschweifen klar machen. Lebensfreude pur! Eingängige Rhythmen, satte Riffs im munteren Wechsel hin zur Violine, zurück und zugleich sind so erwartet wie unverzichtbar. Denn wenn man keinen Funken mehr zum Überspringen benötigt, brennt bereits irgendwas.
Auch wenn Leadsänger Albi, gesanglich überwiegend unterstützt vom zweiten Gitarristen Pat, mit ihrer Band zumeist aufs Tempo drücken, so zeichnen sich Fiddler‘s Green doch durch ihr Springen zwischen steilen Klippen, hügeligen Landschaften und grünen Ebenen aus. Gerade jene sind wie die Einkehr in „No Lullaby“, einer malerischen Geigen- und Akkordeon-Ballade als uririsches Idyll. Gesegnet von der Frische fernab der gedehnten Speedfolk-Saiten, landet man im weiteren Verlauf mit „Into The Sunset Again“ ein weiteres Highlight dieser Art. Der zwischenzeitliche Streifzug geht auf in Ska Anflügen („We Don’t Care“), genießt hymnische Züge („Raise Your Arms“), kann eingängigen Reggae („No More Pawn“), lädt ein zum ausgelassenen Tanz („The More The Merrier“, „Buccaneer“) oder weckt Erinnerungen.
So beglückt „Never Hide“ mit seiner unterschwelligen Bridge, die klar den Klassiker „Fields of Athenry“ im Geiste trägt. Kurz noch partizanische Disco-Grüße („Maria“) verschickt und einen handfesten Gitarrenrocker wie „Don’t Look Back“ platziert, folgt zumindest noch ein großartiger Rückgriff auf die Akustikzeit. Dabei schlägt „Old Polina“ eine überraschende Kurve hin zum finalen Sonnenuntergang. So endet Winners & Boozers, das in seiner Ausrichtung stark an den Vorgänger „Wall of Folk“ erinnert. Eingängig, mitreißend und definitiv feiertauglich. Doch wo genau jene zündet, wünscht man sich manch weitere sanfte Facette der ursprünglichen Fiddler herbei. „Nu Folk“ zeichnete sich durch dieses Verständnis aus, ohne an Reichhaltigkeit einzubüßen. Doch gemäß dem neuen Albumtitel gibt es eh nur Gewinner und Trinker. So gesehen, bleiben sich die Sechs aus Erlangen einfach treu.
VÖ: 26.07.2013
Deaf Shepherd (Indigo)
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