ESC 2013: Qualität setzt sich durch

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Vorgestern fand in Malmö das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest 2013 statt. Neben den Mitfavoriten Dänemark, Ukraine und Russland, die allesamt als typische Grand Prix-Songs gelten können, schickten Zuschauer und Jurys jedoch auch zwei anspruchsvollerer Titel ins große Finale. Damit bestätigt sich der Trend, dass sich der ESC mehr und mehr zu einer ernst zu nehmenden Musikveranstaltung für zeitgenössische Popmusik entwickelt.

Der erste Song, der in diese Kategorie fällt, ist „Birds“ von Anouk. Selbige hatte vor etlichen Jahren einen größeren Hit mit „Nobody’s Wife“ und tritt in diesem Jahr für die Niederlande an. Auch „Birds“ zählte von Anfang an zu den Mitfavoriten, was relativ erstaunlich ist, da der Song sehr ruhig, düster und auch sehr viel sperriger ist als die typischen ESC-Kitschballaden. Doch offensichtlich täuschten sich Buchmacher und Fans nicht, denn zum ersten Mal seit neun Jahren werden die Niederlande wieder im großen Finale vertreten sein. Wie Anouk dann letztendlich am Samstag abschneiden wird, lässt sich momentan nur schwer vorhersagen. Während die einen sie zum engeren Favoritenkreis zählen, sehen andere das Lied eher auf den hinteren Rängen. Tatsache ist wohl, dass man den Song entweder liebt oder hast. Für einen vorderen Platz würde allerdings schon die Tatsache sprechen, dass die Jurys mittlerweile bekanntlich das Ergebnis zu 50% mitbestimmen und es nicht unwahrscheinlich ist, dass sie die Qualität von „Birds“ am Ende auch honorieren werden.

Für eine richtige Überraschung sorgte hingegen Litauen, da weder Fans noch Buchmacher den Song von Andrius Pojavis im Finale gesehen hatten. „Something“ ist sicherlich kein reiner Rocksong, bedient sich aber einiger Indie-Stilmittel und sowohl Sound als auch Stimme erinnern stellenweise an die Editors. Das allein muss beim ESC noch kein Ausschlusskriterium sein, allerdings waren Andrius Performances in der Vorentscheidung, weiteren TV Shows und bei Eurovision in Concert in Amsterdam dermaßen daneben, dass ein Weiterkommen nahezu unmöglich erschien. Doch schon während der Proben kündigte sich hier eine Trendwende an: Der Litauer hatte offensichtlich an Style und Ausdruck gearbeitet, außerdem sein Zauberer-Kostüm abgelegt und präsentierte sich nun souverän und sympathisch. Auch Delegation und Regie haben hier ihre Arbeit gemacht, so dass nun weniger Close-Ups und häufiger die Totale einfangen wird, was dem Gesamteindruck sehr zu Gute kommt. Für einen vorderen Platz im Finale wird es damit wohl trotzdem nicht reichen, aber schon die Tatsache, dass der Song am Samstag nochmals zu Gehör gebracht werden darf, ist ein echter Erfolg für das baltische Land und die musikalische Qualität beim ESC.