ZAZ – On ira
Es sind nicht weniger als 105 Wochen, die Isabelle Geffroys französischsprachiges Debüt-Album seit Ende 2010 in den Charts verbrachte – in den deutschen Charts wohlgemerkt. Mit Pauken, Trompeten und ein paar Tröten hat sich auch dessen Lead-Single „Je veux“ für fast ein ganzes Jahr in die hiesigen Single-Charts festgesetzt. Zweieinhalb Jahre später präsentiert die in Tours geborene, bereits als neue Edit Piaf gehandelte und besser unter ihrem Künstlernamen ZAZ bekannte Sängerin der Musikwelt mit „On ira“ die erste Single aus dem im Mai erscheinenden Zweitlingswerk „Recto Verso“.
Dessen Eindruck ist in den ersten zehn Sekunden ein wenig ernüchternd. Denn so lange lässt ZAZ den Hörer im Glauben, sich vollkommen vom Esprit ihrer Debüt-Single verabschiedet zu haben. Sobald Geffroys Gesang nach dem etwas unterkühlten Intro einsetzt, fühlt man sich jedoch fast wieder an das Frühjahr 2011 erinnert, in dem die 32-jährige zu mehr Liebe, Lebensfreude und Humor aufrief. Die Botschaft ist heute ähnlich, wenn auch mit ernsterem Unterton: ZAZ singt davon, dass alle Menschen trotz – oder gerade wegen – ihrer Verschiedenheit zueinander gehören und die Welt deswegen eine reiche ist („Oh qu’elle est belle notre chance aux milles couleurs de l’être humain mélangées de nos différences“). Statt sich zu unterscheiden, ergänzen sich die Erdbewohner vielmehr („Vous êtes l’horizon et nous sommes la mer“). Die ernsthafte, mahnende Seite des Themas geht auch an der Produktion nicht vorbei. ZAZ‘ gewohnt starker und leidenschaftlicher Gesang wird von einem gedeckten und wenig verspielten Instrumental begleitet, vor dem die Wärme ihrer Stimme noch augen- oder eben ohrenscheinlicher wird, als sie ohnehin schon ist. Am Ende des Refrains lässt sich die Sängerin noch zu einem auflockernden – wenn auch nicht besonders kreativen – „oh oh oh“ hinreißen.
Am Ende bleibt festzuhalten: „On ira“ überzeugt vor allem durch den bildhaften Text und die Botschaft, denn musikalisch wirkt die Comeback-Single ein wenig gehemmt und bremst so die gewohnt überzeugende gesangliche Leistung von Isabelle Geffroy aus. Durch seine etwas modernere Ausrichtung verliert das Arrangement leider etwas von der authentischen Verschrobenheit des 2010er Materials, ohne aber dem Wiedererkennungswert der Französin zu schaden. In Deutschland dürfte aber mehr als der geplante 1-Track-Download vonnöten sein um einen weiteren Erfolg in den Single-Charts zu verbuchen. Aufschluss über den kommerziellen Status quo wird aber letzten Endes erst der kommende Longplayer geben.
On ira
VÖ: 12.04.2013 (DL-Single)
Play On (Sony Music)
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