OMD – English Electric

OMD

Unter den Comeback-Versuchen der letzten Jahre stach die Veröffentlichung des letzten OMD-Albums „History Of Modern“ definitiv heraus. Auch wenn sich die Scheibe nichts zum Charts-Dauerbrenner entwickeln konnte, so war der fünfte Platz in den deutschen Charts – immerhin die beste Notierung, die OMD in Deutschland je erreichen konnten – doch ein deutliches Zeichen dafür, dass die Briten mit ihrem klassischen Synthiepop auch heuer noch zu begeistern wissen. 2010 leiteten sie in Originalbesetzung gar eine regelrechte Comeback-Welle der New Wave-Größen ein, Kim Wilde, Alphaville, Human League und Ultravox folgten. Glücklicherweise belässt es das Quintett nicht bei diesem Erfolg, denn mit „English Electric“ wandert endlich neues Futter für 80er-Fans in die Läden.

Sicher wäre es ein einfaches für die Band gewesen, das Erfolgsprinzip des letzten Albums zu kopieren und eine weitere reinrassige Synthiepop-Scheibe zu veröffentlichen. OMD aber beweisen Mut und haben auf der neuen Scheibe gleich mehrere beatlastige, wenig einprägsame Zwischenspiele untergebracht, die für sich betrachtet hauptsächlich für Verwunderung sorgen. Doch dank geschickter Platzierung auf dem Album sind es gerade diese Intermezzi, die zwischen typischen Synthiepoppern, wie der den meisten Lesern vermutlich schon bekannten Vorabsingle „Metroland“, einen subtilen Spannungsbogen aufbauen, den Hörer immer wieder aufhorchen lassen und den perfekten Übergang von einer Pop-Perle zur nächsten schaffen.

Unter den neun normalen Titeln sticht besonders das extrem eingängige „Night Café“ heraus, das den Geist der 80er Jahre hervorragend ins Jahr 2013 transferiert. Auch „Helen Of Troy“, das nicht nur vom Namen her etwas an den Klassiker „Joan Of Arc“ erinnert, das mit deutschen Textpassagen gespickte „Kissing The Machine“, die melancholische Halbballade „Stay With Me“ und das poppige „Dresden“ wissen den Hörer von vorne bis hinten zu begeistern. Als bestenfalls mittelmäßig stellt sich dagegen ausgerechnet die oben schon erwähnte Single „Metroland“ heraus – nicht zuletzt, weil der harte Stampfbeat so gar nicht mit den fragil arrangierten Synthieklängen harmonieren will. Zudem ist die Nummer mit ihren fast acht Minuten deutlich zu lang und spannungsarm ausgefallen. „Night Café“ wäre da definitiv die geschicktere Singlewahl gewesen.

Letztlich handelt es sich bei „English Electric“ ganz klar um ein überdurchschnittliches OMD-Album, das besonders als Gesamtkunstwerk zu überzeugen weiß und den nicht gerade schwachen Vorgänger in den Schatten stellt. Mehr noch, den Briten gelingt es dieses Mal tatsächlich, an das Qualitätsniveau von „Architecture & Morality“ und „Dazzle Ships“ anzuschließen. Auffällig ist, dass OMD mehr denn je an ihre großen Vorbilder von Kraftwerk erinnern und auf „English Electric“ mehr als nur eine Reminiszenz an die Elektro-Pioniere untergebracht haben. Die Anschaffung lohnt sich somit für jeden Fan der Band, aber auch Neulinge auf dem Gebiet des Synthiepops sollten dem Album ihr Ohr schenken – es könnte der Anfang einer großen musikalischen Liebe werden.

OMD - English Electric

English Electric
VÖ: 05.04.2013
BMG Rights Management (Rough Trade)

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