Anthony Gonzalez (M83) / Joseph Trapanese – Oblivion
Dass Tom Cruise gerne die Welt rettet oder zumindest in Hollywood so tut, ist nichts Neues. Dass sich M83 erstmals für einen Film-Soundtrack verantwortlich zeichnen, hingegen schon. Anthony Gonzales’ elektronisch-epischer Dreampop hat zumindest allen Vorzeichen nach das Potential, um einem Science-Fiction Streifen seine akustische Dramatik zu verleihen. In Zusammenarbeit mit dem Klassik-Komponisten Joseph Trapanese nahm man sich „Oblivion“ an – mit überraschendem Ausgang.
Trapanese ist dabei ein alter Bekannter Gonzales’. In dessen bisher letztem Album „Hurry Up, We’re Dreaming“ flossen bereits fünf Stücke aus seiner Feder ein. Während der Saxofonistische Charme des ausgekoppelten „Midnight City“ auch nach eineinhalb Jahren allgegenwärtig scheint, zeichneten sich M83s Fähigkeiten schon viel früher ab. Würde „Lower Your Eyelids to Die with the Sun“ (Before the Dawn Heals Us) das Potential für jedes große Finale haben, wäre der zugehörige Titelsong als Begleitung eines 80er Jahre Action Streifens und „Highway of Endless Dreams“ (Saturdays = Youth) als variable Untermalung zeitloser Automatismen denkbar.
Der Soundtrack trägt nun seine Kraft fernab vom populären Kleinbild. „Oblivion“ ist post-apokalyptisches Widescreen Kino. Womit der SciFi Rahmen zugunsten von traditionell-klassischen Variationen so gut wie abgesteckt wäre. Deren Übergänge sind fließend. Vom ersten Stück an wirkt alles sehr opulent, kitzelt in zurückgenommeneren Passagen die Sinne, um dann immer wieder geballte Wirkungswellen anrollen zu lassen. Dabei verfolgt Gonzales einen grüblerischen, vorahnungsvollen Ansatz, der sich im orchestralen Sound in großartiger Atmosphäre niederschlägt. Mit Ausnahme des Titelsongs sind alle Stücke rein instrumental. Das heißt, auch weniger intim als gewohnt – umgekehrt extrem spannungsgeladen.
So bilden im herausragenden „StarWaves“ schummrige Flächen den Anbeginn eines eindringlichen Dauerbrenners, dessen kontinuierliches Anschwellen verdammt grandios und um ein Vielfaches ausgiebiger ist, als das finale Durchbrechen des Lichts. Bilder entstehen, die es so oder ähnlich gewiss geben wird. Zwischen angespannter Ruhe vor dem Sturm („Odyssey Rescue“), Feuergefechten („Canyon Battle“) und der Zeit („Raven Rock“) bis zum Triumph („Fearful Odds“). Teils in kühlen Flächen, mal auflebenden Streichern bis hin zur hochdramatischen Orchestrierung und dem heroischen Erblühen. Der Titelsong „Oblivion“ mit Gesang der bezaubernden Susanne Sundfør ist eine leichtfüßige, hymnenhafte Popnummer zum Abspann.
Gonzales ist es trotz der offenbar relativ strikten Rahmenvorgaben gelungen, eine aufregende Filmmusik von traditioneller Machart zu erschaffen, die je nach Geschmack für sich funktioniert. Das Feingefühl in der überwiegenden Zurückhaltung kreiert eine spannende Atmosphäre, deren kräftige Akzente dafür umso stärker wirken. Wer die Franzosen von M83 mit Saxophon mag, sollte eher aufs nächste Album warten. Doch während Tom Cruise tut, was er kann, machen es ihm Gonzales/Trapanese nachdrücklich gleich.
VÖ: 12. April 2013
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