Lewis Watson – The Wild

Um den Singer/Songwriter-Nachwuchs muss man sich in Zeiten, in denen Ed Sheeran und Passenger die nationalen und internationalen Charts erobern, wahrlich keine Sorgen machen. Für Nachschub ist bereits gesorgt: Lewis Watson aus Oxford ist Anfang 20 und verdiente sich erste Meriten durch auf Youtube veröffentlichte Cover-Versionen – ein patentes Erfolgsrezept der jüngeren Vergangenheit. Nach einer in Eigenregie veröffentlichen EP unterschrieb er einen Major-Deal, veröffentlichte ein weiteres Kleinformat und kämpft weiterhin um die ihm zustehende Aufmerksamkeit. „The Wild“, Watsons mittlerweile dritte EP, lässt auf ein komplettes Albums hoffen.

„Into The Wild“, Quasi-Titeltrack und Video-Auskopplung in einem, eröffnet den Reigen dieser vier Songs. Watsons Stimme ist weich und fragil genug, um die emotional darauf ansprechende Käuferschicht mitzunehmen, wirkt dabei aber eigen und sympathisch schüchtern genug, um über dieses vermeintliche Stigma hinaus zu überzeugen. Der kleine Snow Patrol– bzw. Bastille-Moment im Refrain bleibt hängen, rundherum schneidert der junge Brite einen entspannten, harmonischen Folk-Pop-Song. „It Could Be Better“ erinnert ein wenig an Milow, ohne dessen Power und inszenierte Intimität zu erreichen; einzig der Chorus funktioniert. Von diesem kleinen Durchhänger lässt sich Watson nicht entmutigen, zaubert das schlicht instrumentierte Ballädchen „Little Darling“ aus dem Ärmel und liefert mit „Hold On“ eine Singer/Songwriter-Antwort auf The Weeknd.

Das Highlight hat sich der Brite also für den Schluss aufgespart, was dessen Wirkung erst recht unterstützt. Nach einem starken Opener folgen zwei passable, bedingt spannende Nummern, bevor Lewis Watson in „Hold On“ so etwas wie Soul auspackt und damit überrascht. In jenem großen Finale ist ein Versprechen für die Zukunft zu sehen. Nicht nur, dass der Jungspund den großen Radiosong („Into The Wild“) beherrscht, er punktet mit unerwarteter Bandbreite. Zwar hat „The Wild“ insgesamt eine Spur zu viel Leerlauf zu bieten, doch zwei sehr starke Songs rechtfertigen den Kauf dieser EP allemal. Ansonsten kann man es nur wiederholen: ein Album muss her.

The Wild
VÖ: 25.03.2013 (DL-Single)
Warner Music

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