Baby Universal – Slow Shelter
Zeit für den Neuanfang: Baby Universal debütierten 2010 mit ihrem eponymen Erstling durchaus eindrucksvoll, schoben noch ein knackiges Live-Album hinterher, ehe man sich von Bassist und Schlagzeuger trennte und im Tandem erneut loslegt. Conny Ochs, der kürzlich ein neues Soloalbum veröffentlicht hat, und Hannes Scheffler verschanzten sich im Studio, unterstützt durch Crowdfunding, und sorgten dafür, dass der Stecker bei Baby Universal erst einmal nicht gezogen wird. „Slow Shelter“ zeigt, dass dies die richtige Entscheidung war.
Wer jedoch eine offensichtliche Single Marke „Dance Radio“ sucht, wird enttäuscht. „Slow Shelter“ ist ein prächtiges Rockalbum, das über Umwege und mit leichter Verzögerung zündet. Der Opener „Special Forces“ verkörpert diese Platte perfekt, beginnt schlicht und zurückhaltend, nimmt erst langsam Fahrt auf und explodiert eine volle Minute bis zum grandiosen Abschluss, eine Prise Noise inklusive. Aufdringlichkeit ist die Sache dieses Duos nicht, selbst die erste Single „Crystal Clear“ gibt sich smooth, setzt auf Understatement und Conny Ochs‘ weiche Stimme. Dass gerade hier der Refrain nicht so recht zünden mag, passt irgendwie ins Bild; eine Anti-Auskopplung? Möglicherweise.
Zu den großen Songs dieser Platte zählt „Pale Horse Pale Rider“, von Melancholie durchzogen, von samtweichen Harmonien bestimmt, sehnsüchtig und doch kuschelig arrangiert. „Don’t Lose Your Fire“ spielt mit Blues- und Singer/Songwriter-Elementen, ist tatsächlich aber ein klassischer Rocker durch und durch. Für den vorwitzigen Post-Beatles-Track „False Profits“ lud man sich einen Chor an Crowdfundern ins Studio, im entfernt an Blackmail erinnernden „Cry Battle“ sind es Kinder, die die entscheidenen Akzente setzen. Am sieben Minuten langen Finale „Naked And Crying“ kommt man ebenfalls nicht so leicht vorbei. Was zunächst nach vertonter Tragödie mit Streichern und schleppender Instrumentierung klingt, driftet gegen Ende zu „Kashmir“-kompatiblem Bombast ab, nur um kurz vorm Kitsch die Kurve zu kriegen und in sich zusammenzusacken.
Sie zucken noch, sie atmen ein wenig schwer, und doch ist so viel Leben in „Slow Shelter“. Wer Hits sucht, ist hier an der falschen Adresse. Das Album kommt langsam in die Gänge, setzt mit wachsender Begeisterung auf ruhige Töne und räumt gerade damit ab. Ochs und Scheffler haben sich hörbar zurückgenommen, das Rocken aber keineswegs verlernt. Wirklich schlecht ist hier nichts, durch die Decke gehen Baby Universal nur selten. Stattdessen haben sie eine Platte aufgenommen, die man entspannt durchhören kann, die ein wenig nach Konsolidierung und Übergang klingt; die Großes für die Zukunft verspricht und dies hoffentlich auch halten kann.
Slow Shelter
VÖ: 28.03.2013
Kabumm Records (Broken Silence)
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