Vreid – Welcome Farewell
Die norwegischen Melodic-Black-Metaller Vreid sind zurück. In nordische Schwärze getaucht, naht damit die Wiederkehr ihrer kühlen Monumental-Wucht, deren grimmiger Freiheitsdrang gleichsam so emotional zwingend wie präzise ist. Zwei Jahre nach dem hochgelobten „V“ präsentiert das Windir-Nachfolgequartett sein sechstes Album „Welcome Farewell“. Und wirkt dabei, als hätte es diesen Vorgänger nie gegeben.
Wobei dies wohl der beste Ansatz ist, überhöhte Erwartungen zu unterwandern. Denn dank der Nominierung zum norwegischen Grammy (Spellemannprisen) für „V“ als bestes Metal Album 2011 existieren die ja automatisch. – Kannte man bisher vornehmlich historisch inspirierte Lyrik, beschreitet „Welcome Farewell“ nun einen persönlicheren Weg. Womöglich den des eigenen Lebens, unterteilt in acht voneinander losgelöste und doch aufeinander aufbauende Songs, die musikalisch stets das Extreme forcieren.
Nach einem schleichenden Intro prescht der Opener „The Ramble“ mit galoppierenden Riffs und euphorischen Drums heran. Während der Trieb in Mid- und Uptempo variiert, gelingt vor allem der melodische Einstieg. Was sich einst progressiv näherte und nicht selten den Blick auf dunkle, zerklüftete Landschaften freigab, offenbart trotz der fühlbaren Kühle auch wärmere Schwingungen. Sänger Sture Dingsøyrs fauchiger Gesang wahrt die nötige Distanz, sodass im Wechsel der ausufernden Soli in „The Way Of The Serpent“ genügend Raum und Zeit bleibt, um eine stimmungsvolle Atmosphäre zu kreieren.
Nicht ohne einen verdammt epischen Einschlag durch den Titelsong, dessen groovender Spannungsaufbau sich einerseits in temporeichen Soli und Riffings entlädt, andererseits mit partiell gelockerter Perkussion sowie einem eingeschobenen Saiten-Motiv immer wieder selbst erneuert. Auch die Mischung fällt extrem abwechslungsreich aus. „The Devil’s Hand“ besticht durch seinen Rock’n’Roll Drang, während man gesanglich im Black Metal bleibt. Auf das eingängige „The Reap“ folgt das ausgiebige „Sights Of Old“, einer satten Thrash Bombe, deren finales Break ein gelungenes Farbspiel betreibt. Gerade diese Einkehr ist emotionales Kontrastprogramm.
Nach der Blütezeit drängt „Black Waves“ wieder in die Schwarzkultur. Klassische Gitarrenarbeit, prominenter Bass und ein gesanglicher Hauch Gothic in den Strophen lassen es dabei massiv brodeln. Ehe das Finale „At The Brook“ schließlich noch einmal das melodiöse Verlangen aus den Saiten kitzelt. Was hier spielend gelingt, ist in Gänze kein Selbstläufer, aber fruchtet auf „Welcome Farewell“ durchgehend: Vreids Verständnis ihres melodischen und vielseitig emotionalen Black Metals ist musikalische Begeisterung pur. Ihr Streifzug durch die norwegische Natur hinterlässt Spuren. Keine verbrannte Erde, sondern jene eines nachdrücklichen Daseins.
VÖ: 22.02.2013
Indie Recordings (Edel)
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