Rihanna feat. Mikky Ekko – Stay
Wenn man wie Rihanna mit knapp 25 musikalisch so gut wie alles erreicht hat, was das schnelllebige und oftmals unbarmherzige Business zu bieten hat, muss man sich Alternativen überlegen, sofern man sich mit seinem verdienten Reichtum nicht wie eine gleichaltrige Magdalena Neuner zur Ruhe setzen möchte. Da kommen diverse Gerüchte über eine Affäre mit Justin Bieber (ulkige Vorstellung…) oder eine skandalträchtige Aussöhnung mit RnB-Rüpel Chris Brown doch gerade recht. Weil bei ihren „Diamonds“ nach mehr als viermonatigem Chartaufenthalt aber so langsam der Glanz nachlässt, wird es Zeit für Nachschub. Und auch hier überrascht die barbadische Chanteuse mal wieder alle, denn wer hätte gedacht, dass es sich beim Duett „Stay“ mit Mikky Ekko um eine bedächtige Piano-Ballade handelt?
In der Tat kommt der vollkommen unaufgeregte Song zumindest vom Arrangement ungewohnt minimalistisch daher. Dominierend ist die Melodie des vorgenannten Tasteninstruments; auch dezente Gitarrenklänge sind zu vernehmen. Thematisch besingt Rihanna ihre bedingungslose Liebe zu ihrem Traumprinzen, den sie unter allen Umständen zum Bleiben überreden möchte – ein Schelm, wer da an Zusammenhänge aus ihrem Privatleben denkt. Die absolut aufs Stimmvolumen ausgerichteten Strophen vermitteln auch dank des Nachhalls eine fast schon melancholische Atmosphäre, während im Refrain eine gewisse Fragilität ihres Organs herauszuhören ist. Der talentierte Singer/Songwriter Mikky Ekko legt ebenfalls einen überaus gelungenen Part hin und verschmilzt soundtechnisch mit seiner Duettpartnerin zu einer Einheit. Auf explosionsartige Wendungen wird sowohl im Mittelteil als auch im finalen Chorus komplett verzichtet, stattdessen lebt der Song von seiner Geradlinigkeit sowie den ergreifenden Lyrics.
Mit „Stay“ praktiziert Rihanna einen schonungslosen Seelen-Striptease. Ihr mit Abstand persönlichster Song ist mit keinem anderen ihrer vorherigen Werke vergleichbar, weder mit dem poppigen „California King Bed“ noch mit dem abgedrehten „Russian Roulette“ und erst recht nicht mit typischen Dancefloor-Krachern wie „We Found Love“ oder „S&M“. Selbst die ärgsten Kritiker dürften an diesem schlichten, aber genau deswegen kongenialen Stück Gefallen finden, stellt es doch ein angenehmes Kontrastprogramm nicht nur zur ihrer Musik, sondern auch zum gesamten Rest des nach wie vor electrolastigen Business dar. Ob sich damit vielleicht sogar ein beginnender Umbruch hin zu klassischeren Sounds abzeichnet, wird sich zeigen, als willkommene Abwechslung wird „Stay“ seiner Aufgabe jedenfalls voll und ganz gerecht.
Stay
VÖ: 15.02.2013
Def Jam Recordings (Universal Music)
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