New Found Land – New Found Land
Zu Beginn der Aufnahme-Sessions für ihr neues, drittes Album realisierte Anna Roxenholt, dass sich etwas ändern musste. Im Bandformat konnte sie als New Found Land kleinere Erfolge schaffen, darunter Radio-Rotation in Deutschland und die Platzierung auf diversen US-Serien-Soundtracks. Nach zehn Tagen Aufnahmen mit ihren Musikern zog sich Roxenholt aufs schwedische Land in das Haus ihrer Mutter zurück und arbeitete im Alleingang an den Songs weiter, nur um zu realisieren, dass New Found Land im Endeffekt eine einzige Person ist, nämlich sie alleine. Das neue Soloprojekt, wenn man so will, gibt sich selbstbewusst und doch wehmütig. „New Found Land“, das dritte Album, singt gleich mehrere Lieder davon.
Unter anderem war auch die musikalische Trennung von ihrem Ehemann nötig, um die private Beziehung, wie Roxenholt sagt, zu retten. In „A Song We Never Learn To Sing“ leiht er ihr ein letztes Mal seine Stimme für ein ergreifendes Duett, begleitet von einem Jazz-Piano und wirrer Percussion, schizophren rockig im Mittelteil. Typischer, wenn man so will, ist „Mirror“, die erste Single. Ein wenig fühlt man sich an Lykke Li und Oh Land erinnert, auch wenn die Synthis hier in den Hintergrund rücken, ja geradezu handgemacht klingen. Organisch und spontan wirkt hingegen „The Hunter“, das durch zweieinhalb Minuten 80s-Pop mit weicher Gitarre und ländlicher Unschuld hetzt. Mehr Uptempo geht nicht, die Luft wird knapp.
Die Kunst an „New Found Land“ ist die Bandbreite und das Unerwartete. In „Windowsill“ klingt die in Berlin lebende Schwedin kurzzeitig nach M.I.A., unterstützt von einem düsteren, beatesken Arrangement. „Sweetness & Delight“ hingegen ist eine klassische Singer/Songwriter-Nummer, die erst zum Ende hin ein wenig abhebt mit dezenten Querverweisen auf Folk und Country-Rock. Electro-Pop-Traditionalisten werden sich vom Slide-Kaugummi-Remake „It Would Mean The World To Me MMXII“ begeistern lassen, während „What Is Love“ perfekt in die Riege der skandinavischen Female-Pop-Artists der letzten Jahre passt, stets lauter und launischer wird.
Langweilig wird es mit Anna Roxenholt zu keiner Zeit. Ihr tatsächlicher Solo-Einstand, wenn man so will, wirkt breit aufgestellt, abwechslungsreich, ja sogar gefährlich. Man weiß nicht so recht, was einen erwartet, wenn beispielsweise der fröhliche, mit New Wave-Gitarren behaftete Pop-Song „The Cross“ nahtlos in das fragile Ballädchen „Nothing’s Ever Been Easier“ übergeht. Vielleicht fehlen die Hits auf „New Found Land“, „Mirror“ steht ein wenig allein auf weiter Flur. Dafür hat Roxenholts drittes Album noch mehr Substanz, will entdeckt und erobert werden. Man findet schnell rein und sehr schwer wieder raus.
New Found Land
VÖ: 01.03.2013
Fixe Records (Broken Silence)
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