Milo Greene – Milo Greene
Wenn man – neben einem ebenso talentierten Drummer – mit gleich vier Sängern, die obendrein auch noch Multi-Instrumentalisten sind, aufwarten kann (und somit im Prinzip vier Frontleute hat), wäre es nicht naheliegend, eine energiegeladene Liveshow zu fahren, in der sich die potentiellen Rampensäue gegenseitig pushen? Nicht bei diesem Quintett aus Los Angeles. Hier ist Teamwork das A und O, weswegen eine fiktive Gestalt geschaffen wurde, die gleichzeitig Manager und Booker ist: Milo Greene. Egos haben bei den US-Amerikanern nichts zu suchen, wohl aber ein bekömmlicher Mix aus Pop und Neo-Folk, vereint auf dem selbstbetiteltem Debütalbum.
So leichtfüßig die Musik auch ist, unbeschwert geht anders: Der Opener „What’s The Matter“ schwebt förmlich als sympathisches, leicht verträumtes Stück Gitarren-Pop, geprägt vom vierstimmigen Gesang der Greenes. Tatsächlich geht es dabei, betont emotional, um schroffe Zurückweisung. Ähnlich die flotte Uptempo-Single „1957“, die sich mit Gefühlen von Verloren- und Verlassenheit befasst, während das locker flockige Folk-Pop-Arrangement wie eine gedämpfte Reaktion auf Of Monsters And Men klingt. Natürlich ist das Album nicht ausschließlich schwermütig, doch gerade der Kontrast in diesen beiden Songs zwischen musikalisch hochgezogenen Mundwinkeln und textlichem Seelen-Nebel fällt auf.
Auf die Stimmung drücken eigentlich nur die Interludes, die nicht nur den Fluss des Albums stören, sondern zumeist in keinem Zusammenhang zu den vorangehenden oder nachfolgenden Liedern stehen. Immerhin gibt es sonst herzlich wenig auszusetzen, auch wenn weitere Hits fehlen. „Milo Greene“ wirkt als Gesamtwerk, abgesehen von besagten erzwungenen Zäsuren, wie aus einem Guss, greift zumeist herrlich ineinander und hat charmante, verträumte, gelegentlich folkige Songs zum Gernehören („Son My Son“, „Don’t You Give Up On Me“, „Take A Step“). Würde Anthony Gonzalez seinen Synthesizern abschwören, käme dabei vermutlich so eine Platte heraus.
Milo Greene
VÖ: 01.03.2013
Chop Shop Records / Atlantic Records (Warner Music)
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