Madness – Never Knew Your Name

Madness

Hierzulande werden die Ska-Heroen von Madness leider bis heute auf ihren eher untypischen Gassenhauer „Our House“ reduziert. Dass man den Briten damit Unrecht tut, beweisen nicht nur Hymnen wie „House Of Fun“ oder „It Must Be Love“, die in ihrer Heimat Kultstatus besitzen, sondern auch die Veröffentlichungen der jüngeren Zeitrechnung, beispielsweise das durch den Film „Neues vom Wixxer“ bekannte „NW5“. Das bereits seit Oktober letzten Jahres erhältliche neue Album „Oui Oui, Si Si, Ja Ja, Da Da“ ging bei uns erwartungsgemäß am Gros der Käuferschaft vorbei und verpasste sogar den Einstieg in die Alben-Top 100. Für Madness jedoch kein Grund, die Köpfe hängen zu lassen, und so wird mit „Never Knew Your Name“ nach „My Girl 2“ sogar noch ein zweiter Song ausgekoppelt.

Mit dem typischen Ska-Sound hat die Single jedoch nicht mal im weiteren Sinne zu tun, daran können auch die hier und da eingestreuten Saxophon-Passagen nichts ändern. Stattdessen überraschen Madness den Hörer mit ungewohnt melancholischen Klängen, die leicht vom Soul der 60er und stark vom Disco-Sound der 70er Jahre beeinflusst sind. Durch und durch im Midtempo gehalten, erzählt „Never Knew Your Name“ die traurige Geschichte einer einseitigen Liebe zu einer Beinahe-Unbekannten. Die geschickt mit zurückhaltend arrangierten Pianoklängen verwobenen Bläsereinsätze untermauern den elegischen Gesamteindruck und fügen sich in ein wahrhaft gelungenes Gesamtkonstrukt ein. Der eine oder andere mag ein wenig die Abwechslung vermissen, doch würde damit nicht gerade die typische Tristesse eines Lebens in Einsamkeit, die Madness mit „Never Knew Your Name“ auf ungewohnt beschwingte Art vermitteln, verloren gehen?

Letztlich wird sich „Never Knew Your Name“ nicht in die Liste der Madness-Klassiker einreihen. Dafür ist der Song zu zurückhaltend, zu speziell und vermutlich auch etwas zu melancholisch. Dennoch haben die Briten hier ein verstecktes Kleinod geschaffen, das es wert ist, entdeckt zu werden. Dank des fast magischen Zusammenspiels zwischen Musik und Text sticht der Song innerhalb der nicht gerade kleinen Band-Diskographie deutlich heraus. Man kann sich nur freuen, dass der Titel seine verdienten Single-Ehren trotz des Album-Flops erhält – lediglich die Zielgruppe dieser Veröffentlichung darf hinterfragt werden, da Fans das Album bereits besitzen werden und „Never Knew Your Name“ ohne jeden Bonus als 1-Track-Download erscheint.

Madness

Never Knew Your Name
VÖ: 22.02.2013 (DL-Single)
Embassy of Music (Warner Music)

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