ESC 2013: Unsere Kandidaten für Malmö (II)

Unser Song für Malmö

Vergangene Woche wurden an dieser Stelle bereits sechs Teilnehmersongs von „Unser Song für Malmö“, dem diesjährigen deutschenVorentscheid zum Eurovision Song Contest, vorgestellt. Bevor es am 14. Februar in der TUI-Arena in Hannover dann richtig ernst wird, folgen heute die verbliebenen sechs Titel von LaBrassBanda, Mobilée, Nica & Joe, Die Priester feat. Mojca Erdmann, Saint Lu und den Söhnen Mannheims.

LaBrassBanda – Nackert

Neben den auf Bayerisch gesungenen Songs sind LaBrassBanda vor allem für ihre Blasmusik bekannt. Und das hätte bei USFM durchaus funktionieren können, wenn „Nackert“ ähnlich treibend und energiegeladen gewesen wäre wie etwa der Bundesvision Song Contest-Siegertitel „Ding“ von Seeed. Ist es aber leider nicht, ganz im Gegenteil: Der Song ist für LaBrassBanda-Verhältnisse relativ lahm und nimmt immer nur kurz ein bisschen Tempo auf, um dann wieder in eine fast entspannende Stimmung zu fallen. Hinzu kommt noch, dass die Musik der Jungs vor allem live gut funktioniert – beim ESC aber nun mal alle Instrumente vom Band kommen. Entsprechend negativ äußerte sich die Band auch im Vorfeld, so dass man fast das Gefühl bekam, auf Malmö hätten LaBrassBanda keine richtige Lust. Glück gehabt, darüber müssen sie sich mit „Nackert“ auch keine Sorgen machen.

 

Mobilée – Little Sister

http://www.youtube.com/watch?v=De5sbfkEihQ

Warum eine so tolle Band wie Mobilée mit ihrem noch besseren Album „Walking On A Twine“ bislang dermaßen untergegangen ist, kann man nur schwer nachvollziehen. Immerhin wurden zumindest die NDR-Verantwortlichen auf die Band aufmerksam und so kann nach USFM nun der ganz große Durchbruch kommen. Musikalisch klingt sie wie eine Mischung aus Boy und The Corrs und servieren ihren Zuhörern einen poppigen Ohrwurm nach dem anderen. Entsprechend gut sind auch ihre Chancen in Hannover, auch wenn es für den ganz großen Coup wohl nicht reichen wird – dazu sind sie vermutlich zu unbekannt und müssten am 14. Februar den Auftritt ihres Lebens auf die Bühne bringen. Da sie sich mit „Little Sister“ aber zumindest das gefälligste Lied des Album für den Vorentscheid ausgesucht haben, könnte ein Platz in den Top 5 durchaus realistisch sein.

 

Nica & Joe – Elevated

http://www.youtube.com/watch?v=PhE2UzSQy1Y

Nica & Joe wurden 2011 Dritte bei „X Factor“ und fielen zuletzt durch eine Coverversion von Loreens „Euphoria“ auf. Zwischenzeitlich veröffentlichten sie zwei mäßig erfolgreiche Alben und entsprechend verhalten fiel zunächst auch die Reaktion auf ihre Teilnahme bei USFM aus. Gescheiterten Castingsternchen oder ehemaligen Stars durch den ESC zu einem Comeback zu verhelfen, hat selten bis nie geklappt. Wenn sich „Elevated“ live jedoch so anhört wie in der Studioversion, könnte der Song sogar international gut abschneiden. Nicht, dass er besonders innovativ wäre, aber es ist ein solides, semi-dramatisches Lied, wie es beim ESC immer mal wieder am Treppchen kratzt. Positiv ist auch zu bewerten, dass Nica & Joe hier so modern klingen, wie nie zuvor – was hauptsächlich daran liegt, dass sich irgendwer im Umfeld der Band endlich getraut hat, den Popgesang von Nica in den Vordergrund zu stellen und Joes durchdringende Stimme nur wohldosiert einzusetzen. Das tut dem Song unheimlich gut. Wie gesagt: Wenn sich Joe auch live zurückhalten kann, dann sind die Chancen der beiden gar nicht so schlecht.

 

Die Priester feat. Mojca Erdmann – Meerstern, sei gerüßt

http://www.youtube.com/watch?v=G2Hahl-hBD4

Eigentlich gibt es zu diesem Lied nicht viel mehr zu sagen, als dass es der einzige Totalausfall des Wettbewerbs ist. Mag sein, dass diese Genre durchaus seine Fans hat und es mag auch sein, dass es eine gute Sache ist, verschiedenen Genres beim deutschen Vorentscheid eine Chance zu geben. Allerdings sollte der Song dann zumindest einigermaßen in den Wettbewerb passen, eine Verbindung versuchen zwischen eben diesem Genre und aktueller Popmusik, wofür der ESC ja mehr und mehr steht. Die Priester hingegen machen das, was sie schon immer machen und sind damit soweit weg von jeglicher zeitgenössischer Musik, dass der letzte Platz in Hannover durchaus möglich erscheint. Da kann selbst eine (voraussichtlich) stimmlich einwandfreie Mojca Erdmann nichts mehr rausreißen. Davon abgesehen könnte dieser Song heutzutage auf der internationalen Bühne keinen Blumentopf mehr gewinnen: Feengesänge hatten ihre Hochzeit in den 90ern ( siehe etwa hier und hier) und klassischangehauchte Song sind zuletzt immer gefloppt. Insgesamt also weder eine gute Wahl für Hannover noch für Malmö.

 

Saint Lu – Craving

Die österreichische Künstlerin Saint Lu dürfte hierzulande in weiten Teilen unbekannt sein. Das wird sich nach USFM ändern. Ihre Songs sind eine aufregende Mischung aus Rock und Soul und damit knüpft sie nahtlos an die Musik von Damen wie Adele, Duffy und Co an. Ihr Song „Craving“, mit dem sie in Hannover antreten wird, reiht sich hier nahtlos ein. Und obwohl der Song gut gemacht ist, braucht man ein paar Durchläufe, um sich auf diese doch erstmal ungewohnte Musikrichtung (Saint Lu nennt sie „Soul’n’Roll“) einzulassen. Und obwohl gerade dieses Sperrigkeit ein Indiz für Saint Lus künstlerische Qualität ist, wird sie damit die breite Masse nicht in drei Minuten überzeugen können. Da aber eine energiegeladene Show zu erwarten ist, könnte am Ende ein Platz im guten Mittelfeld durchaus realistisch sein.

 

Söhne Mannheims – One Love

Wem der letzte Bundesvision Song Contest noch in Erinnerung ist, der muss die Nominierung der Söhne mit nacktem Entsetzen aufgenommen haben. Xavier Naidoos Name allein scheint eine derart mobilisierende Wirkung zu haben, dass damals nichts und niemand einen Sieg von Xavas verhindern konnte. Nun ist eben jener Xavier Naidoo bei USFM nicht Teil der Söhne Mannheims und „One Love“ klingt dann auch erfreulicher Weise gar nicht nach ihm – ist aber stattdessen einfach furchtbar langweilig. Der Song soll wohl ein leichtes Reggae-Gefühl und dazu natürlich die unvermeidliche Liebesparole verbreiten, dümpelt aber leider nur drei Minuten höhepunktlos vor sich hin. Das Lied sollte unter normalen Umständen weder in Hannover noch in Malmö irgendeine Art von Chance haben – wenn die Söhne- und Xavier-Fans nicht blind und taub abstimmen.

Auch wenn der Vorentscheid erst am kommenden Donnerstag stattfindet, kann bereits ab sofort bis kurz vor der Livesendung abgestimmt werden. Erstmals können die Hörer von neun Radiostationen zu einem Drittel das Ergebnis im Internet mitbestimmen. Gevotet werden kann auf den Seiten von NDR2, 1Live, Bayern3, Bremen4, HR3, MDR Jump, SR1, SWR3 und Fritz. Zu je einem weiteren Drittel wird der Sieger auch von einer Expertenjury und dem Fernsehpublikum mitbestimmt. Karten für die Show in Hannover gibt es noch unter www.unser-song-fuer-malmoe.tv.