The Virginmarys – King Of Conflict
Gute Gitarrenmusik braucht keine Gimmicks, keine Hochglanz-Produktion, keine ausladenden Arrangements – sie muss von Herzen kommen und gepflegt ins Sitzfleisch treten. The Virginmarys haben diesen ‚Berufsethos‘ offenbar mit der Muttermilch aufgesogen. Das Trio aus Macclesfield, einer Satellitenstadt Manchesters, wenn man so will, trat unter anderem bereits mit Slash, We Are Scientists und Ash auf, verkaufte seine EPs im Eigenvertrieb und war sogar im Frühstücksfernsehen und auf dem Soundtrack eines Computerspiels vertreten. Dass ihr herzhafter Rock’n’Roll für größere Dinge bestimmt ist, wird beim Durchhören ihres Debütalbums „King Of Conflict“ klar.
Beinahe klassisch eröffnen die Briten ihren Erstling mit „Dead Man’s Shoes“ und „Portrait Of Red“ – zwei Songs, die förmlich nach Airplay schreien. Wo sich ersterer, zu dem es auch ein Video gibt, auf kernigen Rock’n’Roll mit einem bissigen, punkigen Refrain, in dem Frontmann Ally Dickaty schon mal an Foo Fighters-Sänger Dave Grohl erinnert, versteht, treibt es zweiteren Track, wenn auch über den Umweg einer ruhigen, beinahe nachdenklichen Middle-8, direkt von der Garage auf die Bühne eines kleinen Clubs. Das Riff atmet 70s-Energie, erinnert zuweilen gar an T.Rex, während der Text schmerzhaft ehrlich ausfällt und häusliche Gewalt aus der bis dato kaum beleuchteten Perspektive eines männlichen Opfers schildert.
Der Rest der Platte ist über weite Strecken der Siegeszug der guten alten Stromgitarre. Besonders knisterend: „Running For My Live“, ein immer wieder aufs Neue explodierender Track mit einem Riff, das verdächtig nach Tom Morello klingt, abgelöst von einem atemlosen, durchtriebenen Chorus. „You’ve Got Your Money, I’ve Got My Soul“ hingegen ist ein Leckerbissen für Blues-Rock-Fans, erneut betont 70s-lastig und ausufernd rockend. Selbst kleinere Schwachstellen („Bang Bang Bang“ und „Takin‘ The Blame“ sind bloße Selbstzitate, Black Country Communion-Riff hin oder her) macht das pumpende Finale „Ends Don’t Mend“ locker wett. Vom beinahe metallischen Auftakt mit Grunge-Schlagseite weg, schleppen sich The Virginmarys durch gut sechs Minuten monumentalen Rock, abgerundet durch einen ebenso ausufernden wie elektrisierenden Solopart.
Zwar ist nicht unbedingt jeder Moment genial, wohl lohnt sich die Anschaffung dieses Erstlings aber allemal. „King Of Conflict“ paart modernen Britrock mit einer Prise Punk und einem ausgeprägten Faible für die 70s, lädt Jet, The Subways und die Foo Fighters zum Gummitwist ein und schleppt sich, erschöpft aber glücklich, in einen verschwitzten Club, um dort abermals die Sau rauszulassen. Es bleibt zu hoffen, dass The Virginmarys auf diesem energiegeladenen Debütalbum aufbauen können und weitere Hits im Gepäck haben. Sky’s the limit.
King Of Conflict
VÖ: 01.02.2012
Cooking Vinyl / Doublecross (Indigo)
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