Sir Sly – Ghost
Gestatten, Sir Sly, ein Trio aus Los Angeles, beliebt bei diversen Hipster-Blogs und als Mischung aus Coldplay und Maroon 5 beschrieben. Das klingt erst einmal seltsam, vielleicht sogar abschreckend, doch es wird bekanntermaßen nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Dabei ist der Sound von Landon Jacobs, Jason Suwito und Hayden Copien eine spannende Angelegenheit, entpuppt sich als entspannte Popmusik mit stark elektronischem Einschlag, ein wenig Indie-Attitüde und einem Hauch von Gitarren. Bei National Anthem, das unter anderem auch Heimat für die „BBC Sound of 2013“-Gewinner Haim war, erscheint ihre erste Single „Ghost“.
Der Titeltrack beginnt mit einer Überdosis Synthetik: Keyboards, schneidender Basslauf, Drumloops. Wirklich spannend wird es erst mit dem einsetzenden Gesang, der die Coldplay-Vergleiche sogar einigermaßen verständlich macht. Die lakonische und doch leidenschaftliche Darbietung passt ein wenig zu Chris Martin, ebenso der sprunghafte Wechsel in die Kopfstimme, sobald es gen Refrain geht. Gerade gegen Ende schwillt der Song sympathisch an, nimmt zusätzliche Vocal- und Keyboard-Spuren hinzu. So schillernd das Arrangement auch ausgestaltet ist, die nachdenklichen Lyrics – der Protagonist wird von einer vergangenen Beziehung heimgesucht, die er als Geist-artiges Wesen beschreibt – steuern jeglichem Frohsinn entgegen.
Aber auch die beiden anderen Songs glänzen. „Gold“ wirkt zu Beginn holprig, entfaltet seine Strahlkraft erst mit fortlaufender Spieldauer, fällt gegenüber der A-Seite qualitativ jedoch ein wenig ab. So offensichtlich poppig der Refrain hier auch ist, das verschachtelte, selbstzerstörerische „Where I’m Going“ führt Sir Sly wieder zurück auf Kurs. „All of my love was wasted on you“, singt Landon Jacobs zu schwerfälligen Drum-Landschaften und Gitarren-gesteuerter Gefühlskälte. Man nimmt ihm diesen Anflug von Verbitterung ab. „Ghost“ ist weder Hipster-Destillat noch Pop-Apokalpyse; Sir Sly geben sich distanziert und nachdenklich, setzen auf eindringliche Arrangements und Ohrwurm-taugliche Melodien. Zwar sitzt noch nicht jede Note, gerade in „Gold“ schlägt man über die Stränge, doch der Weg ist ein interessanter, der nach Major-Deal und versöhnlichem Album klingt.
Ghost
VÖ: 28.01.2013 (DL-Single)
National Anthem
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