ESC 2013: Emmelie de Forest mit „Only Teardrops“ für Dänemark
Die nordischen Vorentscheidungen werden von Grand Prix-Fans traditionell (und zu Recht) mit großer Vorfreude erwartet. Während in Norwegen, Island und Finnland bereits die ersten Vorrunden laufen und Schweden in wenigen Tagen sein Melodifestivalen startet, verzichtet Dänemark auch dieses Jahr wieder auf einen mehrteiligen Vorentscheid und wählte am vergangenen Samstag als erstes Land nach der verlängerten ESC-Winterpause seinen Beitrag für Malmö. Auch in diesem Jahr konnte sich das Teilnehmerfeld des Dansk Melodi Grand Prix durchaus mit denen der genannten mehrteiligen Vorentscheide messen: Mit dabei waren unter anderem der dänische ESC-Teilnehmer des Jahres 2009 Brinck und die auch in Deutschland nicht ganz unbekannte Kate Hall.
Eben jene Kate Hall – hierzulande durch ihre Kollaborationen mit Ben und Alex Christensen sowie als Vocalcoach in diversen „Popstars“-Staffeln bekannt – lieferte in einer hochkarätigen Sendung den stärksten Auftritt des Abends. Ihr Song „I’m Not Alone“ war stimmlich äußerst anspruchsvoll, was Frau Hall jedoch ohne Probleme meisterte. Entsprechend euphorisch zeigte sich das Hallenpublikum während der herausfordernden Passagen. Dazu noch eine Melodie, die der Dramaturgie eines typischen ESC-Songs folgte, sowie eine passende Choreografie (mutmaßlich von Kates im Publikum sitzenden Ehemann Detlef „D!“ Soost) und fertig hätte der erste Favorit für den internationalen Wettbewerb sein können. Warum die Dänen Kate dann nicht mal unter die ersten Drei wählten, kann nur gemutmaßt werden: War ihr Ausdruck zu emotionslos, sah sie zu abgemagert aus, war der Auftritt gar zu perfekt? Es wäre zu hoffen, dass Kate ihr Glück im nächsten Jahr nochmal versucht. Und wenn die Dänen nicht wollen: Der NDR sucht für das nächstjährige „Unser Song für…“ sicherlich noch Künstlerinnen…
http://www.youtube.com/watch?v=AzOpEUPz90E
Ziemlich offensichtlich war hingegen, warum Brinck sich nicht durchsetzen konnte. Der Sieger des Melodi Grand Prix 2009 und 13. in Moskau versuchte es diesmal ohne die Hilfe von Ronan Keating, der ihm seinerzeit „Believe Again“ geschrieben hatte. „Human“ sollte dieses Jahr wohl ein bisschen an Jack Johnson erinnern, plätscherte aber leider relativ einfallslos vor sich hin. So etwas funktioniert vielleicht am Strand, aber nicht auf der großen Bühne und schon gar nicht mit einer extrem überflüssigen Laufband-Choreografie. Hinzu kam noch, dass Brincks Stimme in den hohen Passagen offensichtlich am Limit agierte und sein Nuscheln über die Jahre auch eher schlimmer als besser geworden ist. Insgesamt ein okayer Song, für den ESC aber leider ganz und gar ungeeignet.
http://www.youtube.com/watch?v=x-d7tM9Oszo
Zu guter Letzt nun aber auch noch eine gute Nachricht: Dank des hohen Niveaus des Vorentscheids konnten die Dänen eigentlich keine wirklich falsche Entscheidung treffen und schicken nun mit „Only Teardrops“ von Emmelie de Forest das nach dem litauischen Beitrag bislang zweitbeste Lied ins internationale Rennen. Dennoch ist der Song aufgrund seiner Vielfalt etwas gewöhnungsbedürftig. Er klingt im Großen und Ganzen sehr modern, durch die Dominanz von Flöte und Trommeln hat er aber gleichzeitig auch einen traditionellen Anstrich, wie man ihn sonst eher von osteuropäischen Beiträgen kennt. Hinzu kommt, dass Emmelies Stimme außergewöhnlich brüchig klingt, was den Zugang nochmal etwas erschwert. Es wird sich zeigen müssen, wie das internationale Publikum diesen Song aufnimmt.
Die Dänen haben mit ihrer Sendung, die hier nochmal in voller Länge zu sehen ist, die Messlatte für die nun Schlag auf Schlag folgenden Vorentscheide sehr hoch angesetzt. Damit ging die Saison zum Glück etwas besser weiter, als sie angefangen hatte. Wer die ersten sechs Beiträge für den ESC in Malmö noch nicht gehört hat, kann das hier und hier nachholen.