Rhye – The Fall
Seit einigen Monaten macht das geheimnisvolle Projekt Rhye die Blogosphäre unsicher. Ihren Soul-Pop setzten sie zunächst namenlos ab, posteten einzig geheimnisvolle Fotos von irgendwelchen Personen, die mit der Band nichts zu tun haben. Mittlerweile ist das Geheimnis gelüftet: Für den Gesang ist nicht etwa eine Frau verantwortlich, wie man vielleicht denken würde, sondern der kanadische Electro-Musiker Mike Milosh, der als Milosh bereits drei Soloalben veröffentlicht hat. Er residiert mittlerweile ebenso in Los Angeles wie sein Partner-in-Crime, der dänische Soundtüftler Robin Hannibal (Quadron). Ein gemeinsames Album erscheint im März, die Single „The Fall“ ist ab sofort erhältlich.
So recht einordnen will man den Sound des kanadisch-dänischen Duos nicht. Soul, Pop und Electro treffen aufeinander, mischen Lounge-Flair mit einer gewissen Intimität, die zwar durch die mittlerweile fehlende Anonymität ein wenig abgeschwächt wurde, aber immer noch erkennbar mitschwingt. Rund um ein schlichtes, eindringliches Klavier aufgebaut, das ein wenig an Sébastien Tellier erinnert, ohne dessen musikalischen Wahnsinn in seinem vollen Umfang zu vertonen, gesellt sich zu einem entspannten, leicht geshuffelten Beat Miloshs entspannter, verträumter Gesang, der tatsächlich unisex klingt, selbst wenn man den Interpreten kennt. Was „The Fall“ jedoch so speziell macht, ist die Art und Weise, wie man das Arrangement anschwellen lässt. Zunächst gesellen sich Streicher aus der Dose hinzu, danach halten vereinzelte Samples Einzug, eine Bläsersektion wird durch den Fleischwolf gedreht und selbst der Beat wird etwas komplexer.
Der Song erzählt eine faszinierende Geschichte, die stets geschmackvoll bleibt. Natürlich geht es um Sexuelles, das jedoch auf eine geradezu romantische, betörende Art und Weise verpackt wird, Gefühle vor das Leibliche stellt. Den dazugehörigen Videoclip, für ein relativ kleines Projekt überaus beeindruckend und ausladend geraten, muss man gesehen haben. Auch das Bundle hat einen netten Bonus dabei – nicht etwa das Instrumental, sondern die Live-Version, offensichtlich direkt im Studio eingespielt, reduziert auf das absolute Minimum. Miloshs Gesang schwebt über den Dingen und verzaubert. „The Fall“ ist so etwas wie das „Let’s Get It On“ für das 21. Jahrhundert. Das kommende Album könnte groß werden.
The Fall
VÖ: 10.12.2012 (DL-Single)
Innovative Leisure / Polydor Records (Universal Music)
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