Pet Shop Boys – Memory Of The Future
Ist es die Midlife Crisis, haben sie die Orientierung verloren oder sind sie einfach nur alt geworden? Fakt ist, dass sich „Elysium“, das aktuelle Werk der Pet Shop Boys, als eines der schwächsten Alben der 37-jährigen Karriere der Briten herausgestellt hat, das auch kommerziell nur wenig reißen konnte. Auch „Winner“ und „Leaving“, die beiden bisherigen Singles, enttäuschten kommerziell wie auch qualitativ auf ganzer Linie. Betrachtet man die Tatsache, dass mit „A Face Like That“ gerade mal eine richtig starke Nummer auf dem Album enthalten ist, verwundert dies allerdings kaum. Als dritte Single haben die Herren allerdings nicht diesen Titel ausgewählt, sondern „Memory Of The Future“, ein Song, der dem Hörer auf dem Album bestenfalls ein müdes Gähnen entlocken konnte.
An dieser Stelle endet glücklicherweise der negative Teil dieser Kritik, denn die Pet Shop Boys haben ein kleines Wunder vollbracht. Schließlich haben sie „Memory Of The Future“ für die Single noch einmal komplett neu abgemischt, was zur Folge hat, dass der Song kaum noch wiederzuerkennen ist. Was auf dem Album noch uninspiriert, ja geradezu lahm aus den Boxen schallte, weist jetzt Pep, Frische und jede Menge typischen Pet Shop Boys-Charme auf. Im Vergleich zum Original wurde beim „New Single Mix“ das Tempo ordentlich angezogen, außerdem wurden die modernen Rhythmen, die zu den Pet Shop Boys einfach nicht so recht passen wollten, ad acta gelegt. An ihre Stelle treten erfrischend altmodische Synthie-Klänge und ein klassischer Pop-Beat, der direkt den 80er Jahren entsprungen sein könnte. Damit gewinnen die Pet Shop Boys zwar keinen Originalitätspreis, doch das ist auch gar nicht nötig, denn „Memory Of The Future“ ist in der vorliegenden Form einer dieser Songs, für die man die Pet Shop Boys in den 80ern geliebt hat – nicht nur verdächtig ohrwurmlastig, sondern auch noch mit echtem Hitpotential gesegnet.
Als weiteren Kaufanreiz enthält die Maxi-CD mit „One Night“, „Listening“ und „Inside“ auch noch drei brandneue Songs. Zumindest „One Night“ entpuppt sich schnell als echter Kracher, der die meisten Titel der aktuellen Platte locker in den Schatten stellt. Somit haben die Pet Shop Boys problemlos unter Beweis gestellt, dass sie es doch noch können und längst nicht zum alten Eisen gehören. Jetzt bitte noch das geniale „A Face Like That“ auskoppeln und der „Elysium“-Patzer gerät ganz schnell wieder in Vergessenheit.
Memory Of The Future
VÖ: 28.12.2012
Parlophone (EMI Music)
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Selten eine unzutreffendere Rezension gelesen.
Wenn dem Rezensenten der Zugang zu „Elysium“ fehlt, sollte er es sich nicht anmaßen „qualitativ“ zu urteilen.
Elysium ist bis auf wenige Ausnahmen ein fantastisches Album , „Memory Of The Future“ DAS Highlight dessen (wann haben die PSB zuletzt einen derart tollen Song geschrieben?) und der Single-Remix ist eine VERUNGLIMPFUNG der Albumversion im Hermes-House-Band Stil.
Ich vermute jedoch, dass der Rezensent die Hermes House Band große Klasse findet und seine PSB-Lieblingssongs solch belanglose Mitklatsch-Hymnen a la „New York City Boy“, „Go West“ und „Se A Vida E“ sind.
Jedem seine eigene Meinung, aber wenn es um meine Pet Shop Boys-Favoriten geht, möchte ich an dieser Stelle doch gerne eher „Opportunities“, „Suburbia“, „It’s A Sin“, „Heart“ sowie „Can You Forgive Her“ nennen, während die Hermes House Band meinen Geschmack, wenn überhaupt, nur sehr am Rande trifft.
Okay.
Welche Band schafft es schon, im Alter von knapp 60 noch ähnliche Granaten abzuliefern wie in ihrer Jugendzeit? Nahezu niemand. Das ist auch eine Frage des Zeitgeistes. 1987 waren die Pet Shop Boys DIE herausragenden 2 Personen des zeitgeistlichen Pop.
Bis auf „Heart“ haben Sie wirklich so ziemlich die besten Stücke aufgezählt.
Aber ich finde, „Elysium“ wird zu sehr kritisiert. Insbesondere „Memory..“ hat einfach eine brilliante Melodie. „A Face Like That“ ist grandios, „Ego Music“ schräg, aber fantastisch, „Give It A Go“ melodiös einfach überragend usw. usw. Einzig „Winner“ fällt etwas ab. Wenn man die PSB mit anderen Bands der Achtziger vergleicht (abschreckendes Beispiel: Erasure) so sind sie wirklich noch diejenigen, die zumindest zu 75% das Niveau von damals erreichen. Die immer noch Zeitgeist prägen. Die immer noch etwas zu sagen haben. Elysium ist herrlich altersreif, zum Teil nachdenklich, zum Teil brilliant britisch-ironisch. Allein die Texte von „Ego Music“ und „Give It A Go“ zählen zu den besten, die sie jemals hatten. Vergleichen wir „Elysium“ mit misslungenen Versuchen a la „Nightlife“ (wie grausam war „I Don’t Know What…“) so finde ich: Die PSB als Endfünfziger klingen mit Werken wie „Elysium“ am authentischsten und besten. Die Produktion von“ Elysium“ finde ich hervorragend. Andrew Dawson hat perfekte Arbeit geleistet und ein sehr angenehmes, warmes Klangbild geschaffen. Insbesondere die Singleneuabmischung von „Memory..“ hat dies nicht. Die B-Seiten zu loben? „One Night“ ist brilliant, aber die anderen beiden sind grauenhaft midi-08/15-aufdieschnelle abgemischt, dass einem wirklich die Ohren weh tun. Auch der Klang von „Yes“ war grenzwertig, übersteuert, kitschig, pseudomodern.
Mein ganz persönliches Hörempfinden. Ich wollte dies nur der Auffassung der Ursprungsautorin entgegenstellen.