Nick Cave & The Bad Seeds – We No Who U R
Nachdem Nick Cave Grinderman zu Grabe getragen und diverse Soundtrack-Arbeiten mit Nick Ellis absolviert hat, widmet er sich wieder seinen Bad Seeds. Über ein Jahr hinweg arbeitete der Australier in seinem Zuhause an der englischen Küste an Songs, die er stets in sein Notizbuch mit Schellack-Cover eintrug. Vergängliche Mode-Erscheinungen, weltveränderte Ereignisse im Web und mythisch gefärbte Absurditäten schmücken „Push The Sky Away“, das am 15. Februar 2013 erscheinende 15. Studioalbum. Einen ersten Vorgeschmack darauf bietet die Download-Single „We No Who U R“.
Wer nun jedoch eine Fortsetzung des Grinderman-Stils oder zumindest des auf „Dig, Lazarus, Dig!!!“ eingeschlagenen, etwas ruppigeren Weges erwartet, dürfte enttäuscht werden: „We No Who U R“ entpuppt sich als das krasse Gegenteil, setzt auf kleine Gesten und denkt einige Alben zurück. Die minimalistische Instrumentierung mit Xylophonartigen Klängen und einer Flöte passt perfekt zum schleppenden Arrangement und dem tief traurigen Vortrag des Australiers, der sich durch den Song quält und dabei die Last der Welt auf den Schultern zu tragen scheint. Zur leicht folkloristischen, düsteren Note gesellt sich ein Kinderchor, der den Refrain erst recht gespenstisch klingen lässt.
„We No Who U R“ ist ein waschechter Grower. Was nach dem ersten Durchlauf recht nett, insgesamt aber doch ein wenig blass klingt, entwickelt sich mehr und mehr zu einem brodelnden Kessel an Leidenschaft, die Leiden schafft. Cave ist zurück in seiner eigenen Hölle, die eigentlich amüsante, verspielte Untertöne trägt; man erkennt diese bloß nicht sofort. Der Vorbote für „Push The Sky Away“ entfaltet seine volle Strahlkraft erst nach und nach, gewinnt dadurch aber an musikalischer Brillanz. Absurdität und Misanthropie sind auch ohne Mick Harvey Trumpf.
We No Who U R
VÖ: 03.12.2012 (DL-Single)
Bad Seed Ltd.
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