Zedd – Clarity
Zedd, das steht für das englische Wort für den Buchstaben „Z“, mit dem wiederum der Nachname von Anton Zaslavski beginnt. Ebendieser in Kaiserslautern aufgewachsene junge Mann kam 2011 in den Genuss erst Remixe für Lady Gagas „Born This Way“ und „Marry The Night“ produzieren zu dürfen, und danach mit ihr höchstpersönlich auf Asien-Tour gehen zu können. Im selben Jahr erblickte der erste Vorbote „Shave It Up“ des im November erscheinenden Erstlingswerk „Clarity“ das Licht der Welt. Was sich auf diesen innovativen Produktionen bereits ankündigte, findet nun auf Albumlänge seine Fortsetzung.
Mit dem Ticken einer Uhr und soften Sounds beginnt das Album. Der Opener „Hourglass“ lässt den Hörer zwei Minuten im Glauben, dass es auch erst mal mit gediegener elektronischer Lounge-Musik weiter geht. Was jedoch folgt, ist eine abwechslungsreiche Fahrt zwischen harten schnellen Beats und langsameren Passagen, Stilbrüchen innerhalb eines Titels und dem Versuch verschiedenste Instrumente – akustischer und elektronischer Art – miteinander zu verbinden. Letzteres gelingt dem 23-Jährigen Künstler bei dem bereits erwähnten „Shave It Up“ in besonderer Art und Weise. Gegen Ende des Songs wird die bis dato elektronische Melodie von einer Sekunde auf die andere von einem Orchester übernommen. Dem ersten Streich folgt mit „Spectrum“, unterstützt durch Matthew Koma, zugleich die eigentliche Lead-Single des Albums. Die wuchtigen Beats werden durch verspielte Synthies und Matthew Komas Gesang und dessen außergewöhnliche Stimme aufgelockert. Verdient konnte Zedd mit dieser sympathischen Nummer in Deutschland zumindest einen kleinen Radiohit verbuchen.
Für den Titeltrack „Clarity“ hätte sich Zaslavski keine passendere Sängerin als Louisa Rose Allen a.k.a. Foxes auswählen können. Mit ihrer warmen Stimmfarbe transportiert die Britin im langsam anfangenden Song das nötige Gefühl. Auch bei anziehendem Tempo funktioniert die Kollaboration der beiden Newcomer bestens und mausert sich nach dem ersten Durchlauf des Albums zum Höhepunkt der Songs mit Vocals. Bei den Instrumentals sticht „Codec“ als einer der auffälligeren Songs hervor. Der Sechsminüter macht zunächst durch seine lupenreinen minimalistischen Tech-House-Anleihen auf sich aufmerksam. Vor allem nach dem warmen, emotionalen „Clarity“ erscheint die Stimmung von „Codec“ umso kälter und bedrohlicher. Nach einer Aufwärmphase zeigt Zedd aber auch in diesem Song einmal mehr seinen Einfallsreichtum. Die Mitte des Songs eingesetzten quirlig-hohen Sounds könnten durchaus als Vorgriff auf Ellie Gouldings Gastbeitrag auf dem Album interpretiert werden. Gegen Ende des Songs hingegen finden E-Gitarrensounds Anwendung und leiten zum nächsten starken Instrumentaltrack „Stache“ über.
Man kann Anton Zaslavski nur zu seinem gelungenen Debüt-Album zu gratulieren. „Clarity“ entpuppt sich als ein rundes Gesamtkunstwerk, bei dem die einzelnen Tracks größtenteils ineinander übergehen. Die Mischung aus harten Elektrotracks und massentauglicheren Songs, wie der Titeltrack oder die Ryan Tedder-Kooperation „Lost At Sea“, machen aus dem Album ein kurzweiliges Hörvergnügen mit vielen Richtungswechseln. Gerade die Zusammenarbeit mit noch unbekannten Gesichtern wie Matthew Koma oder Bright Lights weiß zu überzeugen. Mit den letzten Sekunden des Albums verstummt auch das im Rausschmeißer „Epos“ zurückgekehrte Ticken des Anfangs, sodass nichts anderes bleibt, als auf ein baldiges Aufziehen der stehengebliebenen Uhr zu hoffen.
Clarity
VÖ: 23.11.2012
Interscope Records (Universal Music)
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