Yeasayer – Reagan’s Skeleton
Experimentell ist in, zumindest im Fall von Yeasayer. Die New Yorker Band, die ihren eigenen, ziemlich ungewöhnlichen Stil konsequent als „Middle-Eastern-Psych-Pop-Snap-Gospel“ betitelt, hat sich mit ihrem dritten Album „Fragrant World“ endlich auch in den deutschen Top 100 platzieren können, nachdem zwei Jahre zuvor mit „Odd Blood“ bereits der Chartseinstieg in England und den USA glückte. Trotz des Erfolges wurde bisher auf das Auskoppeln einer Single – mal abgesehen von der Vorab-Promo „Henrietta“ – verzichtet, doch jetzt, ganze drei Monate nach Albenveröffentlichung, hat man mit „Reagan’s Skeleton“ den vielleicht kommerziellsten Song des Albums als Singlekandidat auserkoren.
Kommerziell ist im Falle von Yeasayer jedoch ganz klar in Anführungszeichen zu setzen, denn auch wenn „Reagan’s Skeleton“ deutlich eingängiger als die anderen Lieder der Band daherkommt, wird die recht komplexe Mischung aus kruden Midtempo-Beats, Elektrosounds, originellen Tonleiter-Experimenten und New Wave-Elementen einen nicht gerade geringen Teil der Masse an Chartsmusik-Hörern eher abschrecken. Der aufgeschlossene Rest wird mit diesem Song dagegen möglicherweise einen Einstieg in die Welt von Yeasayer finden, in der 80er- und 90er-Jahre-Sounds gleichberechtigt neben überaus innovativen und eigenständigen Ideen regieren. Den Hörer erwarten starke fünf Minuten, in denen sich die entspannten Strophen und der fast schon ohrwurmartige Refrain die Klinge in die Hand geben. Konnte der durchschnittliche Radiohörer bis hierhin vielleicht noch folgen, wird ihn die disharmonisch anmutende Bridge höchstwahrscheinlich ähnlich überfordern wie der skurille Text des Songs.
Wesentlich straighter als die Albumfassung klingt im Übrigen der Fast Eddie Remix, der ebenfalls im Download-Paket enthalten ist und mit flotten Dance-Beats überrascht, dabei aber die Magie des Originals nicht im Ansatz erreichen kann. Dennoch macht die Fassung durchaus Sinn, da sie jenen, die das Album bereits besitzen, als Kaufargument dienen könnte – gar nicht zu schweigen von jenen Leuten, die erst über diesem Umweg auf eine zwar ungewöhnliche, mitunter kauzige, aber auch schlicht und einfach einzigartige, geniale Band aufmerksam werden.
Reagan’s Skeleton
VÖ: 23.11.2012 (DL-Single)
Mute Artists Ltd. (Goodtogo)
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