The Weeknd – Trilogy
Für Abel Tesfaye könnte das Internet zum Sprungbrett für eine große Karriere werden. Über Youtube verbreitete der Kanadier Cover-Versionen und eigene Songs zwischen RnB und Downbeat bzw. Post-Dubstep, die mittlerweile über 75 Millionen Mal geklickt worden sind. Eine Kollaboration mit Drake und Remix-Aufträge für Florence + The Machine und Lady Gaga waren unter anderem die Folge. Mittlerweile hat The Weeknd, so Tesfayes Künstlername, einen Major-Deal unterschrieben und veröffentlicht „Trilogy“. Auf drei CDs wurden seine bisherigen Mixtapes „House Of Balloons“, „Thursday“ und „Echoes Of Silence“ erstmals abgemischt, gemastered und mit je einem Bonus-Track pro Silberling versehen.
Bei insgesamt 30 (!) Songs und einer Spielzeit von 140 Minuten (!!) ist für Abwechslung gesorgt. Die erste Single „Wicked Games“ experimentiert mit Post-Dubstep-Klängen und erinnert dabei ein wenig an den Briten Jamie Woon. Prunkstück ist jedoch The Weeknds spezieller Gesang; so glockenhell, gläsern und doch kraftvoll klingen seine Vocals, die zwar in Richtung RnB gehen, jedoch mit klassischer Erwartungshaltung gerne brechen. Stellenweise werden (stimmlich) Erinnerungen an Michael Jackson wach. Es passt gewissermaßen ins Bild, dass der Kanadier „Dirty Diana“ (auf dem Album mit den Initialen „D.D.“ versehen – die einzige Cover-Version dieses Dreifachschlags) neu interpretiert und, abgesehen vom deutlich elektronischerem Unterbau, dem Original in gewissen Passagen verdammt nahe kommt.
Gute Songs findet man en masse, beispielsweise den knapp sieben Minuten langen Zweiteiler „House Of Balloons / Glass Table Girls“ mit seinem leicht verschleppten Beat, oder das wuchtige, laute „Life Of The Party“ mit einer Prise Post-Dubstep gewürzt. Bei dieser Unmenge an Musik haben sich allerdings auch ein paar Durchhänger eingeschlichen, die vor allem die längeren Tracks betreffen. Ein „The Party & The After Party“ funktioniert als RnB-Ballade ein, vielleicht auch zwei Minuten sauber, wird danach jedoch zäh. Auch „The Zone“ mit einem unnötigen Gastbeitrag von Drake und „XO / The Host“ schwächeln ein wenig.
Abstriche muss man auf Album-Überlänge machen, dafür verstecken sich auf „Trilogy“ zahlreiche Perlen. „Initiation“ kann mit sämtlichen moderneren RnB-Produktionen locker mithalten, „Rolling Stone“ ist ein echtes Balladen-Highlight und das schwerfällige „What You Need“ mit seinen Echokammer-Vocals und dem etwas zu lauten Beat hat ebenfalls einen gewissen, leicht schrägen Charme. Die Mixtape-Sammlung macht Laune, das neue Material (insbesondere das leidenschaftliche, nachdenkliche „Twenty Eight“) weist den Weg in eine güldene Zukunft und der Preis für dieses mächtige Package geht ebenfalls in Ordnung. Zu viel Material und kleinere Ausfälle drücken zwar die Bewertung von „Trilogy“, doch insgesamt hat man es bei The Weeknds Major-Debüt mit einer angenehm modernen RnB-Produktion zu tun, die beweist, dass elektronische Klänge im Urban-Umfeld nicht zwingend mit David Guetta und Konsorten zu tun haben müssen.
Trilogy
VÖ: 09.11.2012
Universal Republic Records (Universal Music)
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