Red Lamb – Red Lamb
Ex-Anthrax-Leadgitarrist Dan Spitz und Megadeth-Boss Dave Mustaine – zwei absolute Größen im Thrash Metal-Genre, und doch treten ihre Namen auf dem Red Lamb-Debütalbum eher in den Hintergrund, da es bei diesem Projekt vielmehr um die Vermittlung einer gesellschaftlichen Botschaft geht. Dan Spitz‘ Söhne sind von Autismus betroffen, weshalb er es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Welt über dieses nach wie vor sehr einseitig beleuchtete Störungsbild zu unterrichten. Folglich handelt es sich bei „Red Lamb“ um eine Mischung aus Familientherapie und Aufklärungsmission. So ungewöhnlich die Thematik, so berechenbar der Sound, denn musikalisch betreten Red Lamb genau jene Pfade, die man angesichts der Hauptbeteiligten erwarten konnte – geboten wird nicht weniger als reinrassiger Heavy Metal mit einer ordentlichen Schippe Thrash.
Mit dem stimmungsvollen Opener „The Cage“, der zwischen melodischen, sehr gefühlvollen und thrashigen Parts hin- und herpendelt, beginnt das Album unglaublich stark. Doch statt den positiven Ersteindruck weiter auszubauen, schieben Red Lamb mit „Runaway Train“ direkt im Anschluss einen unambitionierten Midtempo-Gähner hinterher. Im weiteren Verlauf des Albums überwiegen zum Glück die positiven Eindrücke, so sind mit dem wuchtigen „Standby Passenger“, dem Crossover-angehauchten „One Shell (In The Chamber)“, der Thrash-Granate „Puzzle Box“ und dem verschachtelten „Don’t Threaten To Love Me“ noch einige echte Schmankerl enthalten, während auf der Negativseite höchstens noch „Angels Of War“ Erwähnung finden sollte. Die restlichen Songs sind im Bereich der gehobenen Mittelklasse angesiedelt und dürften Fans des Genres durchaus zufrieden stellen.
Stilistisch werden die Heavy Metal-Pfade kaum verlassen, doch immerhin gibt es hier und da einige unerwartet verspielte bis progressive Momente, die angesichts der vielfältigen Thematik ‚Autismus‘ auch im Gesamtkontext Sinn ergeben. Eine Überraschung gibt es hinsichtlich der Vocals zu vermelden, denn anders als erwartet gibt es auf dem Album nicht die Stimme von Dave Mustaine, der lediglich den Posten des Co-Songwriters und Co-Produzenten übernommen hat, sondern jene des V.O.X.-Sängers Don Chaffin zu hören. Dieser hat seinen Job jedoch sehr ordentlich erledigt und stellenweise erinnert sein Gesangsorgan sogar leicht an Mr. Mustaine.
Das Album ist letzten Endes eindeutig Dans Baby und nicht Daves, und als eben solches sollte man es auch sehen. Die Mission, das Phänomen Autismus einer größeren Öffentlichkeit nahezubringen, ist – zumindest innerhalb der Metal-Szene – als gelungen zu betrachten, wenn die Zusammenarbeit mit der umstrittenen ‚Autism Speaks‘-Organisation auch durchaus Anlass zur Kritik bietet. Entscheidend ist hier aber die musikalische Seite, und von dem diesen Standpunkt aus handelt es sich bei „Red Lamb“ um ein durch und durch solides, stellenweise sogar sehr starkes Heavy Metal-Album mit deutlicher Thrash-Schlagseite, das zwar nicht zu den Highlights des Jahres gehört, für Genre-Liebhaber aber definitiv eine lohnenswerte Anschaffung darstellt.
Red Lamb
VÖ: 09.11.2012
Hänsel & Gretel (Sony Music)
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